Medizinische Versorgung: Arzt mit Praxis nach Uehlfeld "gelockt"
02.02.2016, 19:08 Uhr
Er schließt die Lücke, die durch das Ausscheiden eines Mediziners drohte. Das Gebäude am Rand des neuen Siedlungsgebietes "Am grünen Ring"- mit dem Uehlfeld dem „Flächenfraß“ an der Peripherie der Kommunen ein Beispiel der Innenortsentwicklung entgegensetzt - hatte die Gemeinde schon 2012 gekauft. Ursprünglich habe man daran gedacht, dass man in der ehemaligen Schreinerei, späteren Schuhfabrik und Gewürzhandlung einmal einen „kleinen Nahversorger“, einen Bioladen, ansiedeln könnte, ließ Bürgermeister Werner Stöcker wissen.
Der musste mit seinem Gemeinderat diese Pläne aber ad acta legen, als Dr. Rainer Malotta die Gemeinde über seinen nahen Ruhestand und damit das Ausscheiden aus der Gemeinschaftspraxis mit Dr. Carsten Wieland informierte. Da man als ein wesentliches Merkmal der Infrastruktur der Wachstumsgemeinde weiter zwei Ärzte am Ort und damit eine bestmögliche medizinische Versorgung der Bevölkerung gesichert wissen wollte, kam das Gewerbeobjekt als Arztpraxis in den Fokus.
Als der Gemeinderat sich im April letzten Jahres mit dem Vorbescheid für den Umbau, Teilneubau und die energetische Sanierung befasste, im Erdgeschoss die rund 220 Quadratmeter große Arztpraxis und darüber eine Wohnung geplant wurden, ging Uehlfeld das Projekt mit noch ungewissem Ausgang an. Schließlich musste ja ein Arzt davon überzeugt werden, sich im Aischgrund niederzulassen. Walter Prechtel war im Internet auf den Internisten Markus Wischnack in Dortmund gestoßen, der sich nach Bayern oder Baden Württemberg verändern wollte.
Im April sei es zum ersten Kontakt gekommen, rekapitulierte Bürgermeister Stöcker jetzt bei der offiziellen Praxiseinweihung die Ereignisse, der Arzt im Mai zu einem ersten Ortstermin nach Uehlfeld gekommen. Alles habe er ihm gezeigt und alle Register der Werbung für Uehlfeld gezogen, nur das Bauobjekt nicht. Im Juni haben man in Dortmund die Pläne unterbreitet und nach Korrekturen mit dem Umbau begonnen, für den der Gemeinderat am 25. Juni grünes Licht gab. Die Gemeinde sollte mit rund 750.000 Euro als Investor in Vorleistung gehen und dann Praxis und Wohnraum vermieten.
Erfolg rechtfertigt das Risiko
Der Erfolg sollte das eingegangene unternehmerische Risiko ebenso rechtfertigen, wie der gelungene Um- und Ausbau eine ausgezeichnete planerische und handwerkliche Leistung in einem extrem engen Zeitfenster belohnen. Friedrich Müller-Maatsch und die Architektin Gabriele Scholder wickelten mit Handwerkern überwiegend aus der Region „eine sehr stressige Baustelle“ ab.
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Der Internist Markus Wischnack (42) stammt aus Karlsruhe und hat festgestellt, dass Badener und Franken in ihrer Mentalität gut zusammenpassen und „von Uehlfeld einen ganz vernünftigen Eindruck gewonnen“. Mit Ehefrau Tina als Leitende Arzthelferin hat er den Praxisbetrieb aufgenommen, wozu Stellvertretender Landrat Bernd Schnizlein der Gemeinde gratulierte. Schließlich hat sie mit Wischnak einen Arzt angesiedelt, der in einer fachlichen Beurteilung in allen 16 Kriterien die glatte 1,0 aufweise. Kein Wunder, dass er 90 Angebote hatte, so dass seine Standortentscheidung für Uehlfeld der berühmte Sechser im Bewerberlotto sein sollte.
Mit Wein, Apfelsaft und Honig machte Schnizlein den Kollegen mit den Spezialitäten der neuen fränkischen Heimat vertraut. Bürgermeister Werner Stöcker stattete allen den Dank der Gemeinde ab, die diesen Kraftakt gemeistert hatten, dem nun noch weitere Anstrengungen für die Fassaden- und Umfeldgestaltung folgen.
So werden ein Wasserpfad und ein Heilkräuterweg entstehen und auch das Parkplatzangebot für das gesamte Areal noch deutlich vergrößert, eine E-Tankstelle für Autos und Fahrräder installiert. Nach den Sommerferien sollte man nach Stöckers Einschätzung zum „Tag der offenen Tür“ im neuen Quartier „Uehlfeld Mitte“ mit seiner Vorzeigepraxis kommunaler Initiative einladen können. Für die Gäste eines kleinen Stehempfanges standen die Türen zu den modernen, freundlich gestalteten Praxisräumen offen. Stellvertretender Landrat Bernd Schnizlein, Jahrzehnte praktizierender Facharzt, betonte die Bestrebungen des Landkreises um eine bestmögliche ärztliche Versorgung der Bevölkerung - auch mit seinem Angebot des an den Kliniken angesiedeltem Bereitschaftsdienst. Was Uehlfeld gemacht habe, sei beispielhaft.
Dass sich auch andere Gemeinden im Kreis einmal vor die gleiche Situation gestellt sehen können, sich schnellstmöglich um Ersatz für einen Arzt bemühen zu müssen, um die Zulassung nicht zu verlieren, lässt sich am Durchschnittsalter von 57 Jahren der Ärzte im Landkreis absehen, der gegenwärtig mit 112 Prozent als gut versorgt gilt. Noch!
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