Nach Nazi-Rockkonzert: Scheinfeld wehrt sich

14.10.2013, 15:29 Uhr
Nach Nazi-Rockkonzert: Scheinfeld wehrt sich

© H. P. Bacherle

Kinder und Jugendliche aller in Scheinfeld vertretenen Schulen sowie deren Lehrer und zahlreiche weitere Scheinfelder setzten in der kurzfristig angesetzten Kundgebung ein Zeichen. "Wir müssen zeigen, dass unsere Stadt keine Heimat für Rechtsradikale ist", sagt Bürgermeister Claus Seifert (SPD). Deshalb habe man schnell reagiert und werde noch weitere Aktionen durchführen.

So werde es beim Scheinfelder Holztag am kommenden Wochenende  einen Info-Stand der Stadt geben. Mehr als 10.000 Besucher kommen jedes Jahr zu dieser Veranstaltung. In den Schulen  wird es Unterrichtseinheiten mit den Liedtexten der in Scheinfeld aufgetretenen Bands geben, um die perfide Lockstrategie der rechten Musikszene aufzudecken.  Die musikalische Gegen-Medizin soll bei einem Konzert unter dem Motto "Scheinfeld ist bunt" verabreicht werden. Der Termin steht allerdings noch nicht fest.  

Am Samstag hatten sich fast 1000 Rechtsradikale aus ganz Deutschland und den benachbarten Bundesländern  in einer Diskothek in Scheinfeld getroffen.  Das Nürnberger  Bündnis Nazistopp kritisierte am Montag  die Behörden scharf, weil diese im Vorfeld nichts bekanntgaben und damit Gegendemonstrationen verhindert hätten. "Das war Nazi-Förderung erster Klasse!", heißt es auf der Internetseite.

Seifert wieß die Vorwürfe zurück. "Wir sind arglistig getäuscht worden", so der Sozialdemokrat.  Das Nazi-Treffen sei bis zum Samstag als eine private Geburtstagsfeier getarnt worden. Der Betreiber der Diskothek sei zumindest politisch nicht auffällig geworden. Wenn er daran denke,  "dass sich die NPD bei uns die Kassen gefüllt hat, wird mir schlecht".

Zwar hieß das Geburtstagskind Axel Michaelis und ist NPD-Landesgeschäftsführer aus Wachenroth und der Organisator Patrick Schröder, der NPD-Kreisvorsitzend in Weiden ist - doch habe man  vor der Veranstaltung keine Möglichkeit gefunden, die ein Verbot gerechtfertigt hätten. Landratsamt, Polizei und Kommune hätten deshalb am Freitag beschlossen, es bei scharfen Auflagen für den Betreiber der Diskothek zu belassen. Unter anderem musste er die Texte der Lieder vorlegen, die zur Aufführung kommen sollten.

Die Polizei hatte sich auf einen Großeinsatz vorbereitet. Doch am Samstag blieb  es ruhig. Gegen 18 Uhr trafen etwa 150 Autos und mehrere Busse an der Raststätte Geiselwind ein. Die rechtsradikalen Insassen waren im Laufe des Tages über eine Telefonkette dorthin gelotst worden. Alle mussten sich von der Polizei kontrollieren lassen, nur bei einem fanden die Beamten etwas Illegales - ein T-Shirt mit Hakenkreuz und Hitlerbild. 

Nach der Kontrolle stand fest: Der Kelch geht an den Scheinfeldern nicht vorbei. Der Stadtrat reagierte und beschloss bereits Samstagnacht, also noch während der Veranstaltung, einstimmig eine "Resolution gegen Rechtsrock in Scheinfeld", so Bürgermeister Seifert. Darin verurteilt der Stadtrat die interne Musikveranstaltung der rechten Szene aus ganz Deutschland und der Nachbarländer auf das Schärfste.

"Der Stadtrat wird alle juristischen Mittel ausschöpfen, um zu vermeiden, dass solche 'Musikevents' jemals wieder in unserer Stadt stattfinden", heißt es.   Diese Resolution wurde am Sonntag auch in den Kirchen verteilt und bei der Einführung des katholischen Stadtpfarrers verlesen. Im weiteren Verlauf des Tages organisierte man die Kundgebung, an der schließlich rund 1500 Menschen teilnahmen. "Mehr als an der rechten Veranstaltung", betont Seifert.

Der Diskothekenbesitzer soll auf keinen Fall ungeschoren davonkommen, wenn es nach dem Bürgermeister geht. Deshalb will die Stadtverwaltung im Nachhinein alle möglichen Schwachstellen überprüfen: Schanklizenz, Betriebsgenehmigung, Mietvertrag - alles soll auf den Tisch.

 

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