Neustadt: Zwei Chöre begeistern bei Benefizkonzert
13.11.2016, 18:25 Uhr41 Jahre lang war Weidemann Lehrer an der Neustädter Dietrich Bonhoeffer-Realschule und leitete dort einen Chor, der weit über die Landkreisgrenzen hinaus die Menschen in seinen Bann zog. Zweimal auch bei Auftritten in Gütersloh (1987) sowie in Ingolstadt (1999), wiederholt bei Vergleichen unter bayerischen Realschulchören.
Aus Sängerinnen und Sängern jener Zeit zum runden Geburtstag einen Ehemaligenchor zu bilden, war eine spontane Idee Weidemanns. Die sollte einen wahren Flächenbrand der Begeisterung auslösen, den er nach 14 Tagen eindämmen musste, als sich schon 150 Interessenten angemeldeten hatten. Schon davon überwältigt, sollte der Versuchsballon zu einem einmaligen Erfolgsflug aufsteigen. Die Sängerinnen und Sänger aller Schülergenerationen übten zuhause ein anspruchsvolles Programm ein und reisten zum Feinschliff bei nur vier Proben bis aus Berlin an, zum Konzert ein einstiger Bonhoeffianer sogar aus Stockholm.
Traum ging in Erfüllung
"Was sind schon 500 Kilometer Anfahrt im Vergleich zu so einem Erlebnis?", kamen nach einer Probe begeisterte Grüße aus Berlin. "Mein Traum geht in Erfüllung...., unglaublich. Ich bin dabei!!", wurde Weidemann gemailt, ihm für das "Eintauchen in eine andere Welt mit Gänsehautfeeling" oder auch dafür gedankt, mit der Musik und auch seiner christlichen Einstellung ein Stück weit manches Leben nachhaltig geprägt zu haben. Aus dem Kreis der Ehemaligen wird er auch Jahrzehnte nach dem Schulabgang als ein Lehrer geschätzt, der mit seiner menschlichen Art immer Vorbild war und der nun das Echo dafür erfahren sollte, "was Du uns gegeben hast in unserer Schulzeit durch Deine Art, Dein Engagement und die Art, wie Du Musik lebst".
"Überreich beschenkt" durfte sich Dieter Weidemann schon bei den Proben fühlen und dann in besonderem Maße beim Konzert, für das der Ehemaligenchor "ein großes Kompliment" von zwei Musikern erfuhr, die auf internationalen Bühnen zuhause sind und neben einer ausgezeichneten Darbietung der Lieder "Reich" und "Neue Brücken" sowie einem anspruchsvollen Beatles-Medley auch Chorleiter Weidemann beglückwünschten, Menschen auf diese wunderbare Weise zusammengebracht zu haben.
Musikalische Glückwünsche
Die Sängerin Beate Ling und einer der besten Pianisten Deutschlands, Michael Schlierf, brachten Weidemann ihre Glückwünsche musikalisch dar, wonach der Chor der "Ehemaligen" mit "A Tribute to Queen" seinen Beitrag zum Benefizkonzert rockig abschloss und sich selbst als "Champion" besingen durfte. Chor und Solisten – Sandra Graf, Thomas Billmann und Verena Grau – wurden insbesondere von den Ehemaligen im Publikum mit tosendem Beifall gefeiert.
Und ebenso begrüßt wurde beim dramaturgisch imposanten Einzug zum zweiten Konzertteil "Choralle", eine Chorgemeinschaft aus Laien, die Weidemann zu einem professionellen Klangkörper formte, sie zu Meistertiteln auf bayerischer wie auf Bundesebene führte. Sie begeistert immer wieder aufs Neue mit einem breiten Spektrum der Chorliteratur auf höchstem Niveau. Dieses reichte beim "Geburtstagskonzert" von besinnlichen Songs wie "Komm, jetzt ist die Zeit" oder "Mein Halt" über mitreißende Jazz-Latin-Rhythmen und Acapella-Liedern mit großartigem Solopart bis zu Pop und Rock, ebenso eine Leidenschaft von "Choralle", wie Musicals. Von denen sorgte ein "Hair"-Medley in origineller Aufmachung für ein turbulentes Finale. Im bunten Flitterregen sollte die Welt für einen Augenblick kunterbunt werden, alles Alltagsgrau vergessen sein. Gaby Frank, Nina Preiß, Michaela Billert, Fabian Schiefer, Mirjam Haag und Reinhard Haager begeisterten mit ihren Soloparts.
Begleitet wurden die Chöre von den Bandmusikern Thomas Jugl (Schlagzeug), Oliver Käßler (Percussion), Christian Müller (Bass), Ralf Wunschelmeier (Gitarre), Sandra Rost (Keyboard), Stephanie Weber (Piano), Bernie Kimmel (1. Trompete), Matthias Eckart (2. Trompete). Jürgen Faas (Saxophon) und Michael Munzert (Posaunen), die bis aus Basel oder Essen, sowie aus Hof, Schweinfurt, Würzburg und Fürth zum Konzert angereist waren.
Vereinte Chöre zum fulminanten Finale
Abschließender Höhepunkt sollte der gemeinsame Auftritt beider Chöre mit dem Rekord in 40-jähriger Hallengeschichte mit über 200 Sängern auf der Bühne sein; eine logistische Meisterleistung. "Time to say goodbye" als fulminante Zugabe sollte allerdings nur für diese Nacht mit drei Stunden Chorgenüssen gelten, nach denen "die Halle stand". Denn Dieter Weidemann hat mit "Choralle" auch 2017 wieder viel vor. So soll beim Bayerischen Chorwettbewerb der Titel verteidigt werden. In der Münchner Olympiahalle wirken die rund 70 "Choralle"-Vokalistinnen mit weiteren 2000 Sängerinnen an einer Luther-Aufführung mit und werden diese im Advent auch in Neustadt und Bad Windsheim auf die Bühne bringen.
Zunächst aber steht am 10. Dezember das Weihnachtskonzert in Bad Windsheim auf dem Programm und am 17. Dezember die "Choralle-Premiere" in Ansbach. Regionalbischöfin Gisela Bornowski hat Dieter Weidemann mit seinem Chor in die Gumbertuskirche eingeladen, in der "Choralle" mit Band die Popkantate "Der Himmel hat die Erde berührt" aufführen wird. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim sind das Fotostudio Heckel und der Elopsladen in Bad Windsheim sowie die Buchhandlung "Libretto" in Neustadt Vorverkaufsstellen, in Ansbach die Buchhandlung Seyferlein, Spiel + Freizeit Fechter sowie das Amt für Kultur und Touristik.
Minister zollte höchste Anerkennung
Nur die Musik sollte beim Benefizkonzert zum 70. Geburtstag von Dieter Weidemann auf dessen Wunsch das Sagen habe, doch Bundesminister Christian Schmidt zog die Begeisterung auf das Podium. Unmittelbar vom Klimagipfel in Marrakesch zum Benefizkonzert angereist, zollte er "der großen Chorleistung höchste Anerkennung", würdigte eine "Super- Performance" und wähnte es als ein Geheimnis Weidemanns, die Franken so in Schwung zu bringen. Schmidt bekannte, in der Zeit der "Christusträger" (Anfänge der Elops) in Bad Windsheim ein Stückweit geprägt, im Glauben bewegt und unterstützt worden zu sein. Dieter Weidemann sei schon damals mit immer neuen Ideen dabei gewesen und auch heute in seiner Chorarbeit mit Herz und Seele dabei.
Der Minister, der zwischen Klimagipfel und Vogelgrippe-Krisenstab die vielseitigen "Choralle"-Darbietungen genoss, betonte die tiefen Botschaften der Konzerte, die zum Nachdenken, Mitfühlen und Mithelfen anregten. Die menschliche Größe Weidemann sollte im Benefizcharakter der singend-swingenden Geburtstagsfeier zum Ausdruck kommen. Schmidt bezeichnete es als großartig, die Erdbebenopfer in Ecuador sowie auch die Flutopfer in Obernzenn, seiner einstigen Heimatgemeinde, zu unterstützen. 1000 Euro steuerte dazu Sparkassendirektor Gunther Frautz bei.
"Gänsehaut überall"
Bei der After-Show-Party wurde weitergesungen, Chorleiter Weidemann ein eigens geschriebenes Ständchen gebracht und eine Karikatur des Künstlers Peter Pabst überreicht. Er habe "sich kein bisschen verändert" sei mit der gleichen Liebe und Leidenschaft wie immer dabei, wurde aus dem Kreis der Ehemaligen erklärt und zum Chorprojekt bekannt: "Als die ersten Töne erklangen war ich hin und weg. Es war der Wahnsinn, ich hatte überall Gänsehaut!" Bewundert wurde sein Langmut, sein unendliches Verständnis, seine Geduld und seine "wunderbare Art, auf Fehler aufmerksam zu machen, ohne wirklich zu kritisieren". Stadt- und Kreisrätin Heike Gareis sah darin die Stärke von Dieter Weidemann, die Menschen mitzunehmen und zu besonderen Leistungen zu führen.
Mögliche internationale Kontakte könnten sich auf Vermittlung von Minister Christian Schmidt anbahnen, der die Letten als begeisterte Sänger erlebte, für die "das Chorsingen eine Riesentradition" habe. Reinhören kann Dieter Weidemann schon mal in Schmidts Geburtstagsgeschenk - eine CD von einem lettischen Chorfestival.
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