12. Februar 1967: Abgesägte Holzbeine

12.2.2017, 07:00 Uhr
12. Februar 1967: Abgesägte Holzbeine

© Gerardi

In ihrer jüngsten Schau „Wohnen mit neuen und alten Möbeln“ macht sie einmal deutlich, daß Großvaters Erbe nicht weggeworfen zu werden braucht, zum anderen aber zeigt sie, daß stilvolle Stücke aus vergangenen Epochen in den modernsten Raum passen. Sogar der einst verpönte Jugendstil feiert da noch fröhliche Urständ.

Wohnkultur von gestern und heute

In einer ganzen Wohnung führt Helga Gatzsch (Leiterin der BGLA-Beratungsstelle) das geschmackvolle Nebeneinander von alt und neu vor. Im Eßraum begegnen sich die Wohnkultur von gestern und heute in Form einer Biedermeiervitrine und einer Tischgruppe aus Stahlrohr, schwarzem Leder und Chromgestellen; das Wohnzimmer sieht einen aalglatten Schrank und eine feingeschnitzte Holztruhe Seit an Seit; im Schlafzimmer lockern geschwungene Bugholzstühle die strengen Linien auf; das schleifgelackte Mädchenzimmer bekommt durch zierliche Biedermeiermöbel (einem französischen Toilettentischchen und einer Kommode) eine zarte Note.

Klamotten aus der Schlafkammer

Als Meisterstück hat Helga Gatzsch samt ihren Mitarbeiterinnen jedoch die Bubenbude aus den alten Klamotten einer Schlafkammer hervorgezaubert. Eine Liege entstand aus dem Bett, dem die Beine kurzerhand abgesägt wurden, die hohen Nachtschränkchen dienen – der schweren Marmorplatte beraubt – als Eckpfeiler eines Bücherbordes, der Schrank ist allen überflüssigen Firlefanzes entkleidet fast so gradlinig wie ein Erzeugnis dieser Tage. Ein schlichter Holzkorb a. D. präsentiert sich rot gestrichen als Papierkorb. Das alles und einige einfache Zutaten geben ein Zimmer ab, in dem der junge Herr des Hauses wohnen, arbeiten und schlafen kann.

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