12. Mai 1968: Sammelaktion"Mutti" braucht Ferien

12.5.2018, 07:00 Uhr
12. Mai 1968: Sammelaktion

© Gertrud Gerardi

An diesem Motto für die traditionelle Muttertagssammlung hat sich seit Jahren nichts geändert, weil auch die Tatsache, daß Mütter einmal gründlich ausspannen müssen, bestehen bleibt. Noch immer aber finden viele überlastete Frauen den "Absprung" nicht, um sich eine Erholungskur zu gönnen.Der stattliche Betrag von 140.680 DM kam bei der letztjährigen Haus- und Straßensammlung in Nürnberg zusammen (1.573.000 DM in Bayern), und das Müttergenesungswerk mit seiner Zentrale in Stein hofft, daß auch diesmal die Gebefreude groß ist.

Die Finanzierungsfrage macht sich erheblich bemerkbar: kostete nämlich 1950 ein Tag in einem Mütterheim noch 3,50 DM, so heute mindestens 12,50 DM. Sozialleistungsträger warten mit Zuschüssen auf, doch sind die potentiellen Helfer für das Wohlergehen der Mütter die zahllosen privaten Spender, die ihren Geldbeutel zücken.

12. Mai 1968: Sammelaktion

© Gertrud Gerardi

1967 waren es 615 Nürnbergerinnen, die zu Kuren verschickt wurden (in Bayern 11.050 Frauen); sie sind körperlich und seelisch gestärkt an ihren Platz in der Familie zurückgekehrt. Daß das möglich war, verdanken sie – meist nicht aus eigenem Entschluß – der Initiative eines Arztes, eines Pfarrers oder einer Fürsorgerin, vor allem aber auch, was die "klingende Münze" anbetrifft, den Spendemitteln ihrer einsichtigen und gutwilligen Mitmenschen.

"Grüne Insel" in Stein

Das wissen auch die 41 Mütter zwischen 20 und 60 Jahren, die gegenwärtig im Müttergenesungsheim Stein den Frühling auf eine bisher ungekannte Weise erleben; vor knapp zwei Wochen sind sie aus allen Teilen Süddeutschlands auf diese "grüne Insel" gekommen, haben sich akklimatisiert wie Tausende ihrer Vorgängerinnen auch und sie genießen erstmals ihre Ferien vom Ich, weil sie sich einmal auf sich selber besinnen dürfen.

Alle Nervosität fällt von ihnen ab, auch die "Opferhaltung", zu der sie sich als Mütter verpflichtet fühlten. Ihr Leben hat wieder einen rosa Schimmer. "Das Heim soll für die Gäste eine Umschaltstation sein!, sagt Geschäftsführerin Rosemarie Pflüger, die gerade in Stein auch 16 Kursleiterinnen aus dem Bundesgebiet zu einem dreiwöchigen Lehrgang um sich schart und gemeinsam mit Frau Elisabeth Stehfen, Kassel, ein neues Programm für die Freizeit der Mütter bespricht: es ist auf eine stärkere Eigeninitiative aller Patientinnen ausgerichtet.

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