13. Mai 1968: Ruf nach Schwestern

13.5.2018, 08:49 Uhr
13. Mai 1968: Ruf nach Schwestern

© NN

"Ich fühle mich glücklich, Vorsitzender eines Stadtrates zu sein", sagte Oberbürgermeister und Schirmherr Dr. Andreas Urschlechter, nachdem Hans Neumann von der ÖTV-Kreisverwaltung alle Gäste begrüßt hatte, "für den es kein politisches Streitproblem gibt, wenn es um unser Krankenhaus mit allen seinen Funktionen geht. Das Ziel ist, daß jeder Bürger in kranken Tagen seine Sicherheit besitzt!"

13. Mai 1968: Ruf nach Schwestern

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Wie vage jedoch von der personellen Seite her diese Sicherheit aussieht, erläuterte Professor Dr. Walther Schäfer als Direktor der Krankenanstalten: „17 v. H. der Stellen für examinierte Kräfte sind nicht besetzt!“ Wenn er den Tag der Krankenpflege als eine Art Werbung richtig verstehe, so wolle er nicht versäumen, eine Schar von Pflegekräften aufzurufen, die dem Schutz der Kranken beim Passieren einer gefährdeten Lebensstrecke dient. "Früher starb sich's schneller!", sagte Prof. Schäfer, "doch heute droht die Gefahr, daß Beistand, Betreuung und Pflege versagen." Die Forderung nach einer stärker beeinflußten Berufswahl war unüberhörbar.

Rainer Spitznagel, ÖTV-Geschäftsführer in Nürnberg, wünschte für den Dienst am kranken Mitbürger bessere finanzielle und berufspolitische Grundlagen; Sozialreferent Dr. Max Thoma machte in seiner Rede deutlich, daß auch in einer noch so perfektionierten Gesellschaft der Mensch den Menschen brauche. Die Krankenpflege sei kein Job, sondern eine "Hinwendung zu einer Aufgabe, die Geist und Seele verlangt". Er kritisierte, daß viele Eltern noch Vorurteile gegen den pflegerischen Beruf hegen, obwohl er längst soziale Achtung gewonnen habe. Es bestehe für jedermann die Verpflichtung, für den aktiven Dienst am Nächsten zu werben.

Daß verbesserter Gesundheitsdienst auch verlängertes Leben bedeutet, hob ÖTV-Hauptvorstand Hans Faltermeier, Stuttgart, hervor. Das Längerleben sei aber nur möglich, wenn dem Pflegepersonal bessere Sozialleistungen geboten werden. Als Mann der Gewerkschaft verkündete er folgende Ziele: 40-Stunden-Woche in fünf Tagen, Schichtpläne, nach dreiwöchigem Dienst 98 Ruhestunden, Wegfall des Bereitschaftsdienstes, 30 bis 32 Urlaubstage, Neuregelung der Unterkunftsverhältnisse und eine moderne Art der Altersversorgung.

Mit dem Wunsch nach "grünem Licht" für die bundesdeutsche Gesundheitspolitik endete das Redner-Programm, das nachhaltig wirkte.

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