15. März 1967: Acht Tage "Schule im Schnee"
15.3.2017, 07:00 UhrSeit etlichen Jahren gehören die Skilager ins Winterprogramm der neunten bis zwölften Klassen. Sie sind beliebt, nicht nur weil sie Kräfte stählen, sondern weil sie auch die Gemeinschaft fördern. "Gülden" bleiben sie außerdem in Erinnerung.
Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Jungen und Mädchen, die mit eigenen oder Leih-Skiern in Richtung Tirol oder Spitzingsee unterwegs sind, um sich eine Woche lang auf gewachsten Brettern sicher bewegen zu lernen. Im Schuljahr 1963/64 hatten sich 1504 auf die Pisten gewagt; heuer sind es bereits weit über 300 mehr. Die Gespenster Latein, deutscher Aufsatz, französische Grammatik und was sonst noch im schulischen Alltag plagen mag, bleiben zurück.
"Pulver muß her"
"Neben der sportlichen Ausbildung freuen wir uns am meisten über die Pflege der Kameradschaft!", so umreißt Oberstudiendirektor Dr. Friedrich Renner als Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Mittelfranken den Nutzen dieser Ski-Saison, von der alle 15- bis 18jährigen ihren Gewinn haben dürfen, ob sie nun von Haus aus bemittelt sind oder nicht. Zahlreiche "Elternspenden" ermöglichen,daß jeder Schüler am Ausflug teilnehmen kann, in Gruppen von erfahrenen Lehrkräften betreut. Auch staatliche Zuschüsse machen eine komplette Busbesetzung flott.
Hin und wider werden die Skilager, die vor den Osterferien nun schon gang und gäbe sind, auch um die Hohen Tauern und im Allgäu aufgeschlagen. Der näher gelegene Bayerische Wald ist wegen der unsicheren Schneelage aus der mühsam vorbereiteten Zielliste so gut wie gestrichen worden. Was hat es für einen Zweck, wenn die zum "Wedeln" ausgelegten Ski-Aspiranten kein geeignetes Gelände vorfinden? Pulver muß her, so heißt die Parole.
Disziplin als Lehrfach
Erst in diesen Tagen sind die "Schlusslichter" von 300 Schülerinnen des Sigena-Gymnasiums – braungebrannt und tatendurstig – aus ihrer Stamm-Jugendherberge Josefstal im Spitzingsee-Gebiet zurückgekehrt. Auf dem Terrain der Brecherspitzmulde hinter der oberen Firstalm hatten die Mädchen der zehnten bis zwölften Klassen die rechte Gelegenheit, sich auf schmalen Bretten zu bewähren. Am Ende der Skiwoche winkte ein kleiner Torlauf, und die amerikanische Austauschschülerin Virginia Gray aus South Dakota erklärte bei diesem Erlebnis: "Das ist für mich der Höhepunkt in Deutschland!"
"Rasante Fahrten sind nicht der Inbegriff dieses Wintersports der Schule", sagt Turnlehrerin Hanne Göldel, die mit fünf Kollegen abwechselnd die Gruppen in die Bergwelt führte; "die Mädchen sollen in erster Linie lernen, wie man sich im Gebirge zweckmäßig und sicher bewegt, wie man Kondition gewinnt – und wie man Unfälle vermeidet!" Regelmäßige Gymnastik, in frischer Luft ausgekostet, verhilft ebenso dazu wie die Disziplin, die ein ungeschriebenes Lehrfach ist.
Bei Singen, Spielen, Quiz und Volkstanz begehen die jungen Nürnberger auf südlichen Wipfeln ihre Skilager-Abende – und eine Gemeinschaft, die sich, "schulisch befreit", eng zusammen schließt und auf gesunde Weise neue Kräfte sammelt. Eine großartige Einrichtung – denn das Büffeln geht weiter.
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