17. April 1968: Schafhoflager stand in Flammen

R. P.

17.4.2018, 07:00 Uhr
17. April 1968: Schafhoflager stand in Flammen

© Kammler

Das sind die Fakten: kurz nach 20 Uhr bricht im unbewohnten Teil des Lagers I ein Feuer aus. Es greift in Windeseile um sich und äschert in wenigen Minuten mehrere Holzbaracken und Remisen ein. Der Feuerwehr bleibt vorerst nichts anderes übrig, als die bewohnten Baracken zu schützen. Es gelingt ihr, obwohl ihr Einsatz erheblich erschwert wird: einmal mehr blockieren unzählige Schaulustige die Zufahrtswege zum Lager für die anrückenden Feuerwehr-, Polizei- und Rot-Kreuz-Fahrzeuge; viele Meter müssen mit den Schläuchen bis zum Brandherd überbrückt werden; der Wasserdruck ist sehr gering. Zum Glück werden rechtzeitig die richtigen Anschlußstellen gefunden.

Verwalter Hans O., der um 19 Uhr noch einen Rundgang gemacht und alles in Ordnung vorgefunden hatte, berichtete den „Nürnberger Nachrichten“: „Ich saß mit meiner Frau am Sandkasten, als plötzlich der Ruf ertönte: ‚Es brennt!!‘ Im nächsten Augenblick sah ich auch schon die Flammen. So schnell ich konnte, rannte ich zum nächsten Feuerwehrmelder, schlug die Scheibe ein und drückte den Knopf.“

17. April 1968: Schafhoflager stand in Flammen

© Kammler

Das Alarmzeichen ertönte bei der Feuerwehr um 20.05 Uhr. Eine Minute später, der erste Löschzug raste schon in Richtung Norden, kam erneuter Alarm. Unzählige Anrufe folgten. Für die Feuerwehr bedeutete das höchste Eisenbahn. Sofort wurde ein zweiter Löschzug losgeschickt. Die Freiwilligen Feuerwehren von Buchenbühl, Straßenholz und Zabo eilten ebenfalls herbei.

Schon um 20.13 Uhr waren die ersten Feuerwehrmänner am Schauplatz des gespenstigen Geschehnisses – und ihnen schlugen meterhohe Flammen und beißender Rauch entgegen. Die Front entlang des Sportplatzes des Fußballvereins Concordia, der erst im letzten Jahr gegründet worden ist, war eine einzige glühende Hölle. Das Feuer drohte jeden Augenblick auf die Baracke 13 überzugreifen, in der über zwanzig Familien wohnen. Deshalb konzentrierten sich die Feuerwehrmänner auch sofort auf dieses Gebäude.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten schoß das Wasser aus allen Rohren; die Baracke wurde so stark „eingewässert“, daß die Flammen an ihr keinen Schaden anrichten konnten. Auch der prasselnde Funkenregen nicht, der über sie niederging.

Die Baracke des Sportvereins und zahlreiche Remisen aber waren nicht mehr zu retten. Die letzten warmen Tage hatten sie völlig ausgetrocknet; alte Matratzen und Polstermöbel sowie andere leicht brennbare Gegenstände in den Remisen waren zusätzliche Nahrung für die Flammen. Während die Feuerwehren sich bemühten, das Feuer, das auf mehreren Hunderten Quadratmetern Fläche wütete, einzudämmen, brachten die Bewohner der Baracke 13 ihre Habseligkeiten ins Freie. Die Polizei hatte sie dazu aufgefordert.

Ein Bild, das an die schrecklichsten Kriegstage erinnerte, steht für alle anderen Ereignisse des Abends des 16. April 1968: neben dem Inferno stehen Kinderbetten. In ihnen schlafen oder schreien Kinder. Sie werden von ihren Eltern betreut und beruhigt. Ein Augenzeugenbericht spricht dafür, wie leicht es zu einer Katastrophe hätte kommen können: „Ein Nachbar stürzte plötzlich zu uns herein. Es brennt. Es brennt. Wir waren völlig ahnungslos gewesen“, schildert eine Frau, wie sie von dem Feuer erfahren hat. Als sie, ihr Mann und ihre Kinder ins Freie stürzten, schlugen wenige Meter daneben die Flammen schon meterhoch in den Himmel.

Um 0.21 Uhr kam der „Rückzugsbefehl“. Lediglich ein Tanklöschfahrzeug blieb am Brandplatz zurück. Die drei Mann, die die ganze Nacht über Brandwache hatten, waren mit Sprechfunk ausgerüstet. Bei einem erneuten Aufflackern der Flammen wäre Unterstützung schnell zur Stelle gewesen.

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