17. November 1967: "Troika" soll locken

K. E.

17.11.2017, 07:00 Uhr
Mit diesem Bau, der "Troika" an der Paul-Gerhardt-Kirche, wirbt die WBG für einen Umzug nach Langwasser.

© Kammler Mit diesem Bau, der "Troika" an der Paul-Gerhardt-Kirche, wirbt die WBG für einen Umzug nach Langwasser.

Sie beginnt eine große Umsetzungsaktion. Der Aufruf ist an die Adresse ihrer vielen Mieter gerichtet, die überall in der Stadt in Altbauwohnungen leben. Wer von ihnen hoch hinaus will, bekommt eine der 140 Wohnungen in der „Troika“, jenem Häuser-Dreigespann an der Glogauer Straße, das aus einem vier- und einem siebengeschossigen Block sowie aus dem Hochhaus mit 18 Stockwerken besteht und im Sommer 1968 bezogen werden kann.

Die alten Wohnungen, die auf diese Weise freiwillig geräumt werden, sollen den sozial schwächeren Bürgern zur Verfügung stehen. Sie sind für den schmalen Geldbeutel eher erschwinglich als eine moderne Wohnung mit allerlei Annehmlichkeiten.

Es gibt viel Komfort

Auf den Umsetzungswilligen wartet dagegen in den drei Gebäuden in der Nähe der Paul-Gerhardt-Kirche viel Komfort: von der Wärme und dem Warmwasser aus dem Heizwerk bis zur eingebauten Vorhangschiene, von der neuzeitlichen Einbauküche bis zur Sprechanlage im Hochhaus. Die Waschküche für die Hausfrau, die Garage für das vierrädrige „Lieblingskind“ des Familienvorstandes, der benachbarte Spielplatz für die Sprößlinge sind Zutaten, die in Langwasser fast selbstverständlich sind. Dazu kommen im Erdgeschoß des „Wolkenkratzers“ ein Tagescafé, Läden und Arztpraxen, so daß auch der „Onkel Doktor“ stets in der Nähe zu finden ist.

Außerdem sind die Wohnungstypen so verschiedenartig, daß die WBG fast allen Wünschen gerecht werden kann. Sie beabsichtigt, in den Vierzimmerwohnungen – mit einer Fläche bis zu 99 Quadratmetern – große Familien unterzubringen, während beispielsweise die Zweizimmerwohnungen für kinderlose Ehepaare reserviert bleiben.

Nicht auf den Pfennig genau

Die WBG wartet nun auf die Interessenten, denen sie schon jetzt optimistisch versichert: „Die Vergabe erfolgt durch das Amt für Wohnungs- und Siedlungswesen der Stadt Nürnberg. Es können Wege gefunden werden, die Ihre Berücksichtigung sicherlich ermöglichen“. Die Gesellschaft erinnert damit an die Einkommensgrenze im sozialen Wohnungsbau, eine Grenze, die freilich nicht auf den Pfennig genau gelten soll. „Nicht allzu hohe Überschreitungen sollen dem verfolgten Zweck nicht hinderlich sein“, erklärt WBG-Direktor Diplom-Volkswirt Joseph Haas.

Welchen Zweck die WBG mit der Umsetzung verfolgt? Sie will den Mietern, die ihre Tage bequemer verleben möchten, nicht jeden Tag den Ofen schüren wollen und bereit sind, ihre preisgünstigen Altwohnungen für Familien mit geringerem Einkommen freizumachen, zu einer neuzeitlichen Wohnung verhelfen.

„Wir lösen damit auch ein soziales Problem. Darum werden wir der Umsetzung auch künftig noch mehr Aufmerksamkeit schenken“, meint Diplom-Volkswirt Joseph Haas, der im übrigen gewillt ist, auch solche WBG-Kunden zu berücksichtigen, die zwar nach Langwasser übersiedeln, aber nicht gerade in der „Troika“ Einzug halten möchten.

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