18. März 1968: Sicher in die Schule

18.3.2018, 07:00 Uhr
18. März 1968: Sicher in die Schule

© Helmholz

Vor den beiden neuen Kleinbussen hatten sie sich aufgestellt, damit auch Stadtschuldirektor Kurt Gemählich, die "Lebenshilfe"-Vorsitzenden, Lehrer und Betreuer sehen konnten, wie glücklich sie über die Fahrzeuge sind.

Aus Köln waren die beiden neuen Busse mit je neun Sitzen gekommen, die die Aktion Sorgenkind der Lebenshilfe Nürnberg aus den Spenden finanziert hat. Die laufenden Kosten von 46.000 DM im Jahr übernimmt die Stadt.

470 Kilometer müssen täglich auf 16 verschiedene Strecken von den Fahrern zurückgelegt werden, um die Kinder in den Kindergarten, die Sonderschule oder in die Werkstätte zu bringen. Bisher waren die Kinder teilweise bis zu eineinhalb Stunden unterwegs, um in die Schule zu gelangen. Jetzt beträgt die längste Fahrzeit nur noch 45 Minuten.

Trotzdem will der stellvertretende Vorsitzende Strauß versuchen, noch zwei weitere Kleinbusse zu bekommen, da die Zahl der Kinder ständig steigt und es für die Eltern eine große Erleichterung bedeutet, wenn keine Schwierigkeiten bei der Beförderung auftreten. Dann wäre die Lebenshilfe vor allem nicht mehr auf den Mietbus angewiesen, mit dem täglich 41 Kinder nach Hause fahren.

Den Sonderkindergarten besuchen gegenwärtig 14 Kinder zwischen vier und acht Jahren, die Schule 48 zwischen neun und 16 Jahren und die Anlernwerkstatt 65 Jugendliche von 17 bis 20 Jahren.

Als wichtigste Aufgabe sieht der "Verein Lebenshilfe" eine Art "Vorschule" als schulvorbereitende Einrichtung im nächsten Vierteljahr auf sich zukommen. Vorsitzender Dr. Robert Reigbert erläuterte diesen Gedanken und richtete die herzliche Bitte an die Stadt, diese Idee zu unterstützen. Stadtschuldirektor Gemählich befürwortete diese Einrichtung, da dadurch eine Trennung der Pflegefälle von den lernfähigen Kindern möglich wird. „Die Finanzfrage wird allerdings schwierig“, erklärte er.

Für den Sachaufwand wäre in diesem Fall die Stadt für das Personal der Staat zuständig. Bisher gibt der Staat für den Kindergarten keine Zuschüsse, weil er angeblich nicht auf die Schule vorbereitet. Diese Ausrede würde dann allerdings wegfallen, doch sind die Zuschüsse im Sonderschulgesetz vorläufig nur eine Kann- und keine Mußbestimmung, so daß diese Frage vorläufig noch offen bleibt.

Trotzdem hofft der "Verein Lebenshilfe", daß diese neue Einrichtung schon in wenigen Monaten den geistig behinderten Kindern neue Möglichkeiten für ihren Lebensweg eröffnet, zumal der Stadtschuldirektor die Raumfrage als kein Hindernis bezeichnete.

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