20. Januar 1969: Frauen sollen Rolle in Politik spielen
20.1.2019, 07:00 UhrIhnen bescheinigte er aber auch, „daß viele Frauen Hervorragendes in der Politik geleistet haben und durchaus in einem Atemzug mit ihren großen männlichen Kollegen genannt werden können“.
Zuvor hatte OBM Dr. Andreas Urschlechter in seinem Grußwort betont, daß in Nürnberg die Arbeit der Frau grundsätzlich eine besondere Rolle einnimmt: 38 Prozent aller verheirateten Frauen, die in der Industrie beschäftigt seien, sprächen dafür. „Für uns Nürnberger ist es eine Selbstverständlichkeit, diese Leistungen anzuerkennen“.
Die Konferenz wurde zum ersten Male vom Landesvorstand der SPD einberufen. Die Sozialdemokraten drückten damit aus, wie der Landesvorsitzende Volkmar Gabert feststellte, daß Frauenfragen ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftspolitischen Reformprogramms sind und zu den Aufgaben der gesamten Partei gehören. „Wir wollen, daß hier von Nürnberg ein neuer Impuls für die ganze Partei ausgeht. Die Arbeit unserer Frauenarbeitsgemeinschaft soll uns in Zukunft ein noch wirkungsvolleres Hilfsmittel als bisher sein“, sagte Gabert.
Der Hauptredner des Tages, Dr. Vogel, betonte zwar, daß er in Frauenfragen im allgemeinen und in Fragen des Frauenwahlrechts im besonderen durchaus kein Spezialist sei und er auch kein Patentrezept für die Lösung des Frauenproblems wisse, hatte dann aber doch beinahe eine Doktorarbeit bei der Hand. Sehr eindrucksvoll zeichnete Dr. Vogel die Geschichte des Wahlrechts nach. In Deutschland durften die Frauen genau vor fünfzig Jahren, am 19. Januar 1919, zum ersten Male gleichberechtigt an einer nationalen Wahl teilnehmen. In Bayern waren die Frauen sogar schon eine Woche früher zu den Urnen gegangen. „In dieser Frage war Bayern also einmal nicht das Schlußlicht. Ich meine damit allerdings das Bayern von 1908 bis 1918, nicht etwa das von heute“, sagte er.
Dr. Vogel bedauerte, daß die SPD aus ihrem Kampf für das Frauenstimmrecht keinen unmittelbaren Nutzen gezogen habe, denn: ohne Einführung des Frauenwahlrechts wäre die SPD bei der letzten Bundestagswahl mit 44 Prozent sämtlicher gültiger Stimmen vor der CDU/CSU die stärkste Partei gewesen. In anderer Hinsicht wiederum seien die Frauen auch in den Parlamenten keineswegs in dem Maße vertreten, das ihrem Anteil an der Bevölkerung entspreche, fuhr der Münchner OB fort. Er hatte die Lacher auf seiner Seite, als er zu Frau Gesundheitsminister Käte Strobel, die am Vortag von der Bezirksausschußkonferenz des SPD-Bezirks Franken als Spitzenkandidatin für die Landesliste der bayrischen SPD vorgeschlagen worden war, sagte: „Du hast also einen fast unerhörten Seltenheitswert, liebe Käte!“.
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