22. Mai 1968: Probe zur Gesundheit
22.5.2018, 07:00 UhrDas Reformhaus bittet in der Meistersingerhalle die Nürnberger Bevölkerung zu Tisch, um ihr zu zeigen, daß die ideale Normalkost abwechslungsreich, schmackhaft und ohne Verzicht auf Leckerbissen serviert werden kann.
Die Ausstellung der Reformwarenhersteller und die Kochvorträge über neuzeitliche Küchenführung zum Reformhaustag 1968 machten dies gestern vormittag schon vielen Besuchern deutlich. Heute können sich Gäste noch einmal von 9 bis 17 Uhr über das reichhaltige Angebot informieren.
Bestätigung und Anerkennung in ihrer Pionierarbeit für eine gesunde Lebensführung und vollwertige Ernährung als Vorsorge und Pflege der Gesundheit fanden die Reformkaufleute durch die Worte von Bundesminister Käte Strobel, die ihnen bescheinigte, daß moderne Gesundheitspolitik in erster Linie von der Vorsorge bestimmt werden müssen, zu der ganz besonders eine sinnvolle Ernährung gehöre. „Gesunde Kost muß nicht teurer sein“, erklärte die Politikerin all jenen, die noch immer glauben, einseitige, vitaminarme Nahrung, wie sie in vielen bürgerlichen Haushalten gereicht wird, wäre dem schmalen Geldbeutel besser angepaßt.
Damit unterstrich die Bundesministerin noch die Erläuterungen von Dr. med. H. Anemueller, der gegenwärtig Langzeitbeobachtungen mit verschiedenen anderen Ärzten vorbereitet. Mit ihnen soll bewiesen werden, wie die Ernährung vor allem den Kreislauf beeinflußt. Die „Kneipp-Studie gegen den Herzinfarkt“ wird im Herbst beginnen und an 3.000 Testpersonen, die sich nach ärztlicher Vorschrift verköstigen und einer gleichgroßen Gruppe, die sich wie bisher ernährt, innerhalb von zehn Jahren nach amerikanischem Muster zeigen, daß die Herz-und Kreislaufgefährdung durch sinnvolle Lebensweise erheblich zu mindern ist.
„Ich spreche ausdrücklich nicht von Diät und Schonkost, denn sie muß immer eine Mangelkost sein und kann nur bei Krankheit, also in Sonderfällen angewandt werden, sondern von einer Idealkost, zu der die ganze Bevölkerung durch sorgfältige Aufklärung und Beratung hingeführt werden sollte“, betonte der Mediziner. An Ort und Stelle konnten sich die Besucher davon überzeugen, was damit gemeint ist. Mit liebevoll vorbereiteten Kostproben und schmackhaften Fruchtsäften wurden die letzten Zweifel hinuntergeschluckt.
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