26. September 1967: Hund säugt Leoparden

K. E.

26.9.2017, 08:09 Uhr
"Leica vom Schatzkästlein" schließt Bekanntschaft mit den Adoptivkindern und beschnuppert sie vorsichtig.

© Gerardi "Leica vom Schatzkästlein" schließt Bekanntschaft mit den Adoptivkindern und beschnuppert sie vorsichtig.

"Nelly" brachte gegen zehn Uhr drei Jungen zur Welt. Aber sie erinnerte sich nicht ihrer Mutterpflichten. Sie tötete sogar eines der Drillinge, während ihr die beiden anderen noch rechtzeitig weggenommen werden konnten. Um aber für die Überlebenden eine Hunde-Amme zu bekommen, mußten die Zirkusleute alle Hebel in Bewegung setzen. In Uttenreuth fanden sie – um viele Ecken herum – eine Boxerhündin, die sich bald um die unbeholfenen Babys kümmerte.

Der Leoparden-Nachwuchs gehört nun wenigstens drei Wochen lang zum Tierbestand der Gemeinde im Landkreis Erlangen. Dann darf er wieder die Zirkusluft schnuppern, in der er geboren wurde.

Der französische Dompteur Alfredo Beautour hatte schon seit Tagen die Raubkatze aufmerksam beobachtet, das freudige Ereignis aber erst bemerkt, als er gestern wie üblich die Käfige säuberte. Ihm gelang es, die beiden Kätzchen, die noch am Leben waren, in Sicherheit zu bringen und verschaffte ihnen zunächst für die ersten Stunden ihres Lebens einen mit Heu gepolsterten Karton. Dann war guter Rat teuer.

Lutz Schöllkopf jedoch, der Pressechef des Unternehmens, hängte sich ans Telephon und bemühte sich um rasche Hilfe. Nachdem Tiergarten und Tierschutzverein nichts für ihn tun konnten, bekam er endlich von einer Nürnberger Hundezüchterin den richtigen Tip: "Leica vom Schätzkästlein", deren Besitzer Karl H. in Uttenreuth lebt. Die sanftmütige Rassehündin hatte vor einigen Wochen vier Junge geworfen, sie konnte den tapsigen Kätzchen die eigene Mutter ersetzen.

Bereits um 12.30 Uhr startete Lutz Schöllkopf mit seiner Fracht in Richtung Uttenreuth. Wenig später beschnupperte "Leica" die maunzenden Fellknäuel. Während Karl H. noch im Hinterzimmer die so überraschend zustandegekommene Kinderstube einrichtete, leckte die Boxerhündin schon die kleinen Leoparden ab – zum Zeichen, daß ihr die Adoptivkinder willkommen waren.

"Wir werden weiterreisen und sie später abholen", erklärte Lutz Schöllkopf. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen und er freute sich mit allen Beteiligten über das Idyll. Außerdem spielt gerade beim Zirkus auch das Geld eine Rolle. Ein junger Leopard kostet heutzutage rund 2.000 Mark.

Keine Kommentare