27. Dezember 1967: Die Preise steigen 1968
27.12.2017, 07:00 UhrDer Abschlag gegenüber den 10 v. H. Mehrwertsteuer, den die EWAG in Zukunft für Strom und Gas an das Finanzamt abliefern muß – insgesamt macht das 9,8 Mill. DM aus –, rührt daher, daß der bisher geltende Steuersatz von 1,5 v. H. und die indirekten Umsatzsteuer-Vorbelastungen von Zulieferanten vorher vom Preis abgesetzt wurden.
Beim Wasser dagegen, das bisher umsatzsteuerfrei war, muß die gesamte Mehrwertsteuer von 5 v. H. in Rechnung gestellt werden. Die Verkehrs AG hat ebenfalls einen Mehraufwand von 2 Mill. DM durch die Mehrwertsteuer zu erwarten, muß ihn aber selbst tragen, weil es natürlich nicht angeht, die erst kürzlich erhöhten Beförderungstarife nochmals zu steigern.
Direktor Fritz Vogel, der diese Angaben gestern in einer Pressekonferenz im Hochhaus machte, erklärte ausdrücklich, daß die neuen Tarife ausschließlich durch die Mehrwertsteuer bedingt sind und zu keinen höheren Erträgen bei der EWAG führen.
Vorher hatte Generaldirektor Prof. Dr. Joseph Ipfelkofer einen knappen Überblick über die Entwicklung der Versorgungsunternehmungen gegeben. Der Stromabsatz hat sich zwar wiederum gesteigert, doch bleibt die Erhöhung heuer unter dem langjährigen Mittel von 7 v. H. Fast verdoppelt hat sich dagegen der Stromverbrauch für Elektrospeicher-Heizung. Beim Gasabsatz ist ein Rückgang durch Umstellung der Industrie auf Flüssiggas zu verzeichnen. Beim Wasserwerk war die Tagesspitze mit 175.000 Kubikmeter kleiner als 1964. Die VAG hatte in den Monaten nach der Tariferhöhung einen Fahrgastrückgang von 14 bis 16 v. H. zu verzeichnen, hofft aber trotzdem, durch die erhöhten Einnahmen die Verluste unter den Stand von 1966 drücken zu können.
Spaltanlage arbeitet für Mittelfranken
Vor der Pressebesprechung wurde auf dem Gelände des Gaswerks die dritte Benzinspaltanlage besichtigt, die etwa 6 Mill. DM gekostet hat und täglich etwa 300.000 Kubikmeter Benzin verdampft, entschwefelt, über Nickelkatalysatoren geleitet und dabei in ein Mischgas aus Wasserstoff, Kohlendioxyd, Methan usw. verwandelt, das mit einem Druck von etwa 20 atü direkt in das Ferngasnetz der EWAG strömt, das bis Fürth, Erlangen, Hersbruck, Neumarkt, Ansbach, Schwabach, Roth, Weißenburg, Treuchtlingen und Eichstätt reicht.
Weitaus wirksamer aber ist noch die neue unterirdische Gasspeicherung, die vor wenigen Tagen bei Eschenfelden in der Nähe von Königstein in der Oberpfalz begonnen hat. Es wird dabei während der Sommermonate mit geringem Gasverbrauch Überschußgas mit etwa 55 Atmosphären Überdruck 600 Meter tief in den porösen Untergrund gepreßt und kann dann in den Winterwochen, in denen der Bedarf durch die Raumheizung besonders hoch ist, wieder entnommen werden.
Nur an wenigen Stellen freilich sind die geologischen Vorbedingungen für einen solchen unterirdischen Gasspeicher gegeben. In den Vereinigten Staaten zählt man schon an die 250 solcher Speicher – in der Mehrzahl leergepumpte Erdöl- und Erdgasfelder –, in der Bundesrepublik sind erst zwei in Betrieb – in Engelbostel bei Hannover und in der Nähe von Darmstadt –, in Bayern hat man bisher nur die „Eschenfelder Kuppel“ gefunden.
Die geologischen Schichten, darunter mehrere absolut gasdichte Lettenschichten, sind hier auf eine Länge von etwa vier Kilometer und einer Breite von etwa 1,5 Kilometer 29 Meter hoch aufgewölbt. Diese Kuppel kann in 600 Meter Tiefe, in einem porösen Muschelkalk, rund 300 Millionen Kubikmeter Gas aufnehmen, ebensoviel wie 1.500 Gasbehälter von der Größe des bekannten Nürnberger Scheibengasbehälters beim Gaswerk. Während diese 1.500 Behälter aber Milliarden kosten würden, erfordert der unterirdische Gasbehälter, in dessen Kosten sich die drei beteiligten Gesellschaften Ruhrgas-AG, Saar-Ferngas und EWAG teilen, nur wenig über 10 Mill. DM.
Die EWAG, die eine 58 Kilometer lange Hochdruckleitung zwischen dem Nürnberger Gaswerk und dem Speicher in Eschenfelden errichtet – ein Teilstück zwischen Hohenstadt und Hubmersberg ist im Zug eines Straßenbaues schon verlegt worden, die ganze Leitung wird bis Ende 1968 fertiggestellt sein – hat insgesamt etwa 3,5 Mill. DM auszugeben.
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