27. Oktober 1968: Rennen sind beliebt
27.10.2018, 08:12 UhrAber am Ende der Debatte waren alle Stadtväter der Meinung, daß so bekannte und attraktive Veranstaltungen wie die „200 Meilen von Nürnberg“ nicht mehr wegzudenken sind und deshalb nach wie vor ausgetragen werden sollen. In den vergangenen fünf Jahren hatte es insgesamt 13 Rennen und Auto-Geschicklichkeitsturniere im Schatten der Steintribüne gegeben.
Zweimal – so berichtete Wirtschaftsreferent Dr. Wilhelm Doni – hat das Gelände als Start und Ziel für Geländefahrten außerhalb der Stadtgrenzen gedient, ebenso oft gastierten dort motorsportliche Shows wie die „hell-drivers“.
Insbesondere bei den Wagen- und Motorradrennen war den Anwohnern das sägende Motorengeräusch auf die Nerven gegangen, so daß sie sich zum Protest gegen die gestörte Wochenend-Ruhe formierten. Stadtrat Dr. Doni reagierte darauf mit zwei Fragen an den Ausschuß: Sollen dort überhaupt noch Rennen gefahren werden? Wenn ja, soll die Zahl begrenzt werden? Dabei verhehlte er freilich seine Meinung nicht. „Wir haben nichts gegen die Veranstaltungen einzuwenden. Über eine Beschränkung könnte man dagegen reden“, erklärte er.
„Wir verkennen nicht, daß die Anwohner vom Lärm belästigt werden. Das gibt es jedoch – ich denke an das Volksfest – auch zu bestimmten Zeiten anderswo in der Stadt“, meinte Rechtsanwalt Helmut Bühl (CSU); Bürgermeister Franz Haas (SPD) zeigte sich ähnlich gesonnen: „Wir leben in einer Großstadt, wo es an vielen Plätzen Belästigungen gibt. Wenn ich nur an die Menschen denke, die an Ausfallstraßen wohnen oder in der Nähe von Fabriken ...“
So einigten sich die Stadtväter auf einen Nenner. Automobilrennen zu verbieten, wäre für Nürnberg und für Franken ein großer Verlust. Die Rennfahrer dürfen deshalb weiterhin starten, so daß dem Motorsportclub Nürnberg um seine Pläne für 1969 – wiederum die „200 Meilen von Nürnberg“ und ein Motorradrennen – nicht bange zu sein braucht. Nur wenn die Zahl solcher Veranstaltungen merklich zunehmen sollte, wollen sich die Stadträte über das Problem wieder unterhalten.
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