28. Juli 1968: "Sie hulln die Zehnte"

R. P.

28.7.2018, 07:00 Uhr
28. Juli 1968:

© Bauer

Der Titel verpflichtet die Lizenzkicker dazu, wiederum voll aus sich herauszugehen, denn frank und frei wird festgestellt: „Unser Club ist immer vorn.“

Da jede Platte zwei Seiten hat, wird auch jenem Anhängerkreis Rechnung getragen, der es sich in den eigenen vier Wänden bequem macht und gespannt auf die ersten Sportberichte wartet.

„Wenn‘s Samstag ist“, singen die Peterlesboum Karl Vogt und Willi Händel auf der Rückseite und verraten den Zuhörern gleich, daß dann für sie der Sonntag anfängt, sie unrasiert auf der Couch liegen, Zeitung lesen und gern Zwetschgenkuchen essen.

Beide Lieder sind eine Rarität, weil sie von Nürnberger Bürgern interpretiert und gestaltet worden sind – mit einer Ausnahme: die Textdichterin Erika Jahreis ist eine Fürtherin. Bei der Erzfeindschaft zwischen den beiden Nachbarstädten sind ihre mutigen Texte nur zu bewundern. „A Färtherin lobt die Närnberger, und a nu die Foußballer, na, suwos!“

Als gestern die Peterlesboum ihre neuesten Ergüsse hören ließen, wurde sich Erika Jahreis dieser Tatsache offenbar erst bewußt: sie behandelte die Wunden der Fürther Fußballanhänger gleich mit Balsam. „Bald werde ich auf die SpVgg Fürth einen Text dichten können, wenn der Club in der Kreisklasse spielt, die Kleeblättler aber ganz oben sind.“ Die Nürnberger brauchen deswegen nicht zu erschrecken, denn nächstes Jahr . . . siehe oben!

In der Meisterelf des Jahres 1968 überwog der fränkische Zungenschlag. So ist es verständlich, daß für die schmissige Musik Steff Lindemann und das Nürnberger Tanzorchester verantwortlich zeichnen und die Produktion im Studio der Nürnberger Symphoniker in der Kongreßhalle aufgenommen wurde. Am Lobgesang auf den Club wirkten noch Alfred Schafitel und Willi Ullrich (Musik), Heinz Schürer (Regie), Willi Luther (technische Gesamtverantwortung) und Lutz Bakes (Gestaltung der Plattentasche) mit.

Texte und Musik wurden in die Pressen der Teldec-Betriebe „gesteckt“. Was herauskam, wird bald aus allen Radios und Musikboxen tönen. Nur der Stadionlautsprecher ist noch umstritten. Wie verlautete, verlangt die „GEMA“ vom Club zuviel Geld...

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