29. März 1967: Galerie mit Parkhaus
29.3.2017, 07:00 UhrAngesichts ihrer sprichwörtlichen Geldnöte darf sich die Stadt auf Jahre hinaus einen reinen Kulturbau auf eigene Rechnung sicher nicht leisten, trotzdem macht sie die ersten schüchternen Schritte auf einem Weg, der zum Ziel „Galerie“ führen soll, ohne ihre Kasse zu belasten.
München bietet gerade in jüngster Zeit eindrucksvolle Beispiele dafür, wie eine Stadt zu etwas kommt, andere aber dafür bezahlen läßt. So sollen die unterirdischen Läden, Tankstelle und Parkplätze am „Stachus“ künftig elf bis 12 Millionen Mark jährlich einbringen.
Die Frage „Galerie oder Parkhaus?“ scheint immer mehr die Antwort „Galerie und Parkhaus!“ zu finden. Dieser Gedanke war schon in einigen Fällen bei den 1175 Einsendungen angeklungen, die wir bei unserer Abstimmung erhalten hatten. Vor allem ein Leser hatte sich mit dem Problem sehr ernsthaft auseinandergesetzt: Dipl.-Ing. Waldemar Schwanhäußer.
Seine Argumente für „Parkhaus und Galerie“ lauten wie folgt: „Das neue Gebäude liegt unmittelbar am alten Stadtgraben und braucht daher ungewöhnlich tiefe Fundamente. Dadurch ergeben sich bei einer mittleren Gebäudehöhe insgesamt mindestens sechs verwertbare Geschosse, von denen mit Rücksicht auf Licht und Lärm wohl nur die beiden obersten für eine Galerie geeignet sind. Es muß außerdem darauf hingewiesen werden, daß wohl kaum eine bayerische oder deutsche Galerie auf mehr als zwei Stockwerke verteilt ist.
So bleiben automatisch vier bis fünf (viel niedrigere) Etagen zum Abstellen von Wagen. Ein so niedriges Parkhaus ist für die Benützer viel angenehmer als die sehr hohen, ähnlichen Gebäude, weil die Fußgänger-Ebene notfalls auch ohne Aufzug leicht erreicht werden kann, besonders, wenn die Parkplätze zur Hälfte über und zur anderen Hälfte unter der Fußgängerzone liegen.
Architektonisch läßt sich dieser Doppelzweck des Gebäudes gerade an jener Stelle hervorragend lösen, weil die Fortführung der Stadtmauer eine massive Bauweise mit wenig Fenstern erfordert, während der Galerie-Aufbau mit viel Glas und einem ebenen Dach die leichte gewünschte moderne Note gibt. Keinesfalls darf versucht werden, dem Königstorturm etwa ein modernes Pendant gegenüberzustellen. Die Dominante muß der alte Turm allein bleiben.
Die vorgeschlagene Zweiteilung des Gebäudezwecks dürfte auch die so aussichtslos scheinende Frage der Finanzierung erleichtern. Vielleicht kann die Stadt, etwa nach dem Eigentumswohnungsgesetz, den Parkraum des Gebäudes samt Grundstücksanteil an ein privates Unternehmen veräußern und damit genügend Geld für den Bau der Galerie einnehmen. Der Parkraum an dieser Stelle wäre wegen der Nähe der Hotels und des Hauptbahnhofs sicher sehr gesucht und wertvoll.
Damit ist ein Weg aufgezeigt, auf dem sich die Stadt rasch einer großen Sorge entledigen könnte. Wenn im Mai die Studenten der Pädagogischen Hochschule ihren Neubau am Dutzendteich beziehen, wird das baufällige Künstlerhaus leerstehen und sollte eigentlich abgebrochen werden. Eine Lücke aber kann sich Nürnberg an dieser Stelle nicht leisten.
Mit Glück und Geschick (in den Verhandlungen und bei der Suche nach geeigneten Partnern) müßte sich ein Traum der kulturbeflissenen Nürnberger bis zum Dürerjahr 1971 erfüllen lassen: die neue Galerie am Königstor.
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