30. Januar 1969: Alarmierende Bilanz

F. H.

30.1.2019, 07:00 Uhr
30. Januar 1969: Alarmierende Bilanz

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Eines steht allerdings bereits fest: in zahlreichen Fällen trifft den Kraftfahrer keine Schuld. Polizeiamtmann Paul Bastian beschönigt nicht, daß ein Großteil der Unfälle auf die Rücksichtslosigkeit der Kraftfahrer zurückzuführen ist. „Aber“, so schränkt der Leiter der Verkehrsunfallbereitschaft im Präsidium ein, „leider liegt oft ein Eigenverschulden vor“. Unter den 87 Verkehrstoten im vergangenen Jahr befinden sich allein 45 Fußgänger, von denen 21 über 70 Jahre alt gewesen sind. Außerdem sind sechs Personen beim Überqueren der Gleise von der Straßenbahn erfaßt worden. Ohne daß ein anderer Kraftfahrer beteiligt war, kamen ferner drei Mopedfahrer zwischen 59 und 76 Jahren zu Fall und zogen sich tödliche Verletzungen zu.

Bei den insgesamt 9.402 Unfällen unterscheidet die Polizei 4.103 geringfügige Zusammenstöße, 1.575 mit größerem und 3.724 mit schwerem Schaden. Die Zahl der Leichtverletzten ist von 2.553 auf 2.739 und die der Schwerverletzten von 552 auf 565 gestiegen. Bei 412 Unfällen war Alkohol im Spiel. Daß solche Zwischenfälle meist bösartige Folgen haben, unterstreicht eine andere Zahl: 17 Kinder, Männer und Frauen mußten ihr Leben lassen, weil Kraftfahrer zu tief ins Glas geschaut hatten.

Die trinkfreudigste Jahreszeit findet auch in der „Endabrechnung“ der Polizei ihren Niederschlag. Der Faschingsmonat Februar steht mit 40 Alkoholdelikten an der Spitze. Von den zusammen 9402 Unfällen entfallen mit 912 die meisten auf den Dezember mit seinen widrigen Straßenverhältnissen, gefolgt vom Januar mit 887, November mit 854, Oktober mit 810, Juli mit 789, September mit 787, März mit 772. Mai mit 747, August mit 728, April mit 725, Februar mit 718 und Juni mit 673 Unfällen.

Noch eine andere, unrühmliche Angewohnheit im Kraftfahrer-Alltag ist in der Statistik abzulesen: immer mehr Autolenker machen sich aus dem Staube, wenn sie auf dem Parkplatz oder sonst in einer stillen Ecke einen anderen Wagen angefahren haben. Die Unfallflucht im ruhenden Verkehr hat mit 475 Fällen einen vorläufigen Höchststand erreicht. Im fließenden Verkehr belaufen sich diese Delikte auf 132. Die meisten von ihnen konnten aufgeklärt werden.

Obwohl die Polizei im vergangenen Jahr ihre Verkehrskontrollen erneut verstärkt hat, konnte sie einen Rückgang der Unfälle nicht erreichen. Verletzungen der Vorfahrt, zu hohe Geschwindigkeit und falsches Überholen stehen an der Spitze der Ursachen-Liste. Die intensiven Kontrollen haben noch ein anderes Ergebnis gebracht: „ganz nebenbei“ beschlagnahmten die Beamten 1305 Führerscheine – meist wegen Trunkenheit am Steuer.

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