31. Juli 1967: Fesselflieger – die Meister am Draht

31.7.2017, 07:00 Uhr
31. Juli 1967: Fesselflieger – die Meister am Draht

© Gerardi

Wo vor vier Wochen beim Norisring-Rennen Maschinen mit über 2.000 ccm aufgeheult hatten, surrten und schnurrten diesmal Triebwerke mit 2,5 ccm Hubraum und 7,5 ccm Tankinhalt. Im Gegensatz zu den über Funk gesteuerten Motormodellen hängen die Fesselflugzeuge an zwei etwa 20 Meter langen Drähten, mit denen der „Pilot“ am Boden seine Maschine dirigiert und seine Loopings und andere Kunstfiguren drehen läßt.

Die Minimotoren kosten 50 bis 100 DM, die Flugzeuge werden von den Fliegern selbst zusammengebaut. Fesselmodelle sind gegenüber ferngesteuerten Geräten billiger und für einen größeren Bastlerkreis erschwinglich. Bei Meisterschaften entscheidet die Geschicklichkeit, mit der ein „Pilot“ seine Maschine wie ein Marionettenspieler beherrscht.

In vier Wettbewerben ging es um Meisterehren. Am schwierigsten ist der Kunstflug, bei dem in einer bestimmten Zeit vorgeschriebene Figuren möglichst exakt, elegant und sauber in die Luft gezeichnet werden müssen. Drei Preisrichter vergeben Punkte; der Durchschnitt ist für die Endabrechnung entscheidend.

Beim Geschwindigkeitsflug hat nur der Chancen, der 200 und mehr Kilometer schafft. 223 km reichten in Nürnberg zum Sieg. Rein auf die Schnelligkeit sind auch die Teilnehmer der Mannschaftsrennen getrimmt, bei denen ein „Pilot“ zusammen mit seinem „Mechaniker“ 200 Runden gleich 20 km drehen muß. Jeweils nach rund 30 Runden ist der Sprit verbraucht, das Modell muß zwischenlanden, neu aufgetankt und wieder gestartet werden. Erfahrene „Mechaniker“ schaffen das Tanken in vier bis fünf Sekunden!

Den originellsten Wettbewerb stellt schließlich die Fuchsjagd dar, bei der drei Meter lange Papierschlangen im Schlepptau des Gegners mit dem Propeller zu kappen sind. Bei diesen „Luftkämpfen“ sind Zusammenstöße und Bruchlandungen einkalkuliert, aber die Fesselflieger nehmen bei dem spannenden Geschicklichkeitsspiel Schäden gerne in Kauf.

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