31. März 1968: Luftsprung nach London

NN

31.3.2018, 07:00 Uhr
31. März 1968: Luftsprung nach London

© Horst Kammler

Der Sommerluftverkehr steht ganz im Zeichen der Ablösung der Lufthansa-Propeller-Maschinen durch Flugzeuge mit Strahlantrieb, sodass nunmehr täglich 1790 Sitzplätze gegen bisher 1360 angeboten werden. Ein kleiner Wermutstropfen fällt in den Wein: die bisherigen Mittagverbindungen Hamburg-(Hannover)-Nürnberg-München und zurück fallen ersatzlos weg. Die Boeing 727, die die Lufthansa ab 1. April neu einsetzt, fliegt täglich um 10.45 Uhr in London ab und erreicht Nürnberg über Frankfurt um 13.55 Uhr. Um 14.45 Uhr startet sie wieder zum Rückflug über Frankfurt nach London, wo sie um 17.40 Uhr landet. Einen erfreulichen Aufschwung nehmen besonders die Urlaubsflüge des pauschalen Flugreiseverkehrs. Bis zum Spätherbst fliegen ab Nürnberg wöchentlich vier Maschinen nach Mallorca, fünf ans Schwarze Meer und zwei an die Adria. Der Frachtflugverkehr bleibt mit 34 Starts und Landungen pro Woche gleich.

"Keine Ausbuchungen"

Nach längerer Aussprache über Einzelfragen stellten Flughafendirektor Helmut Müller-Gutermann, Prokurist Hermann Götz und der Leiter der Presse- und Werbeabteilung der Flughafen GmbH, Peter Kreuzer, gestern in einer Pressebesprechung fest, daß die Bemühungen der Geschäftsführung in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern um eine nachfragegerechte Bedienung des Flughafens „zu einem gewissen Erfolg geführt haben und Ausbuchungen der Maschinen, wie sie gerade zu Beginn des Sommerluftverkehrs 1967 häufig vorkamen, dieses Jahr nicht zu befürchten sind“.

31. März 1968: Luftsprung nach London

© Horst Kammler


Der Ausbau des Flughafens geht auch 1968 weiter. Es stehen dafür insgesamt fünf Millionen DM zur Verfügung. Bereits im Bau ist die Verlängerung der Start- und Landebahn gegen Westen um 400 Meter auf insgesamt 2700 Meter. Sie genügt dann für den europäischen Verkehr, wenn sie auch keinen „Kontinentalstart“ nach Übersee gestattet.
Zugleich wird in Flugbetriebspausen eine Befeuerung für die Startbahn-Mittellinie und die Aufsetzzone „unterflur“ eingebaut, eine wertvolle Hilfe für die Piloten bei extrem schlechten Sichtverhältnissen. Auch das Betriebsgebäude muß wieder erweitert werden, vor allem um eine neue Luftpost-Leitstelle und Sozialräume für das Vorfeldpersonal. Schon zu Ostern steht in der Kurve der Flughafenstraße ein weiterer Parkplatz aus Betonrasensteinen für 100 Pkw zur Verfügung.

31. März 1968: Luftsprung nach London

© Horst Kammler

550 000 DM für die Sicherheit

Ein beachtlicher Beitrag zur Sicherheit des Flugverkehrs ist in den letzten Monaten durch den Bau der neuen automatischen "Großbasis-Sichtpeilanlage" geleistet worden. Sie steht an der südwestlichen Grenze des Flughafengeländes und ersetzt die bisherige Peilanlage, die nicht mehr dem neuesten Stand entsprach und der Startbahnverlängerung weichen muß. Zwei Antennensysteme aus je 29 kreisförmig angeordneten „Dipolen“ nehmen auf sechs Peilkanälen die Sendungen anfliegender Flugzeuge auf und geben sie an eine Abtasteinrichtung weiter, die den Standort des Flugzeugs zum Kontrollturm auf den Arbeitsplatz des Flugsicherungslotsen überträgt. Die Anlage wurde von der Bundesanstalt für Flugsicherung beschafft und hat einen Wert von etwa 550 000 Mark.


Der Leiter der Flugsicherung in Nürnberg, Oberregierungsbaurat Horst Lietzmann, der sie im Anschluß an die Pressebesprechung erläuterte, hob die gesteigerte Peilempfindlichkeit hervor – dreimal so groß wie die der bisherigen Anlage –, und die hohe Genauigkeit von plus/minus ein Winkelgrad. Theoretisch können mit der Anlage auch Flugzeuge erfaßt werden, die noch 300 Kilometer von Nürnberg entfernt sind.

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