4. Juli 1967: Der Rekord blieb im Besitz eines Australiers

NN

4.7.2017, 07:00 Uhr
4. Juli 1967: Der Rekord blieb im Besitz eines Australiers

© Ulrich

Gardner war auch Sieger der Klasse der Sportwagen, Prototypen und zweisitzigen Rennwagen über 2.000 ccm vor dem Engländer Jackie Epstein, während Porsche die Klasse bis 2.000 ccm beherrschte: hier gewann der Spanier Soler-Riog auf einem Carrera 10 vor Koch (Neuß), der schon eine Runde zurücklag, sowie der Schweizer Walter (Carrera 10, zwei Runden zurück). Nur zehn der 20 gestarteten Wagen erreichten das Ziel.

Der deutsche Motorrad-Nachwuchs lieferte sich daneben in den Rennen der 250-, 500-ccm- und Gespannklasse im Wettbewerb um den Juniorenpokal der Obersten Motorradsport-Kommission ausgezeichnete Rennen, ab 9.30 Uhr schon.

4. Juli 1967: Der Rekord blieb im Besitz eines Australiers

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Trotz brodelnder Hitze – es wurden 35 Grad im Schatten gemessen, hielten die Zehntausende auch über die Mittagszeit hinweg an der Rennstrecke in Erwartung des bisher spannendsten Rennens am Ring aus.

Die 20 schnellsten Sportwagen, Prototypen und zweisitzige Rennwagen rollten an den Start. Auf Platz eins der Lola T 70 des Australiers Frank Gardner, dessen Sturzhelm so riesig war, daß man unwillkürlich an einen Astronautenhelm erinnert wurde, neben Gardner der Neuseeländer Hawkins auf dem Ford GT 40 mit acht Zylinder und 4.700 ccm und als Dritter der ersten Reihe der schweizerische frühere Bergeuropameister Heini Walter mit einem Porsche Carrera 10.

Erst in der fünften Linie Jackie Epstein mit dem grünen Lola T 70, dem beim Start noch das Mißgeschick unterlief, daß er entgegen seinen Konkurrenten den Motor nicht angelassen hatte. Dadurch verlor er entscheidende Sekunden: als letzter erst verließ er den Startplatz und sah sich nun zu einer wilden Verfolgungsjagd gezwungen. In der zehnten Runde hatte er sich bereits auf Rang sieben vorgearbeitet – aber dabei sollte es bis zum Schluß der ersten 100 Meilen, der ersten 41 Runden, auch bleiben. Vor ihm lieferten sich Gardner und Hawkins ein mitreißendes Duell, in dem sich beide zu immer neuen Rekordrunden trieben. Im zehnten Durchgang fuhr Gardner 168,0 km/st, die er später noch auf 170,89 km/st erhöhte. Das war neuer Rekord!

4. Juli 1967: Der Rekord blieb im Besitz eines Australiers

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In der 17. Runde preschten beide gleichauf vor der Steintribüne entlang, nachdem Hawkins schon lange zuvor versucht hatte, seinen Widersacher zu überholen. Aus der 18. Runde kehrte er aber als Erster vor Gardner zurück und dieser wurde 13 Runden lang zum Verfolger. Danach jedoch übernahm er wieder die Führung, die er bis zur 41. Runde ausbauen konnte.

Hinter den beiden hielten Heini Walter (Schweiz), der spanische Meister Soler-Roig, beide auf Porsche Carrera 10, der Neußer Koch, Udo Schütz und Jürgen Neuhaus prächtig mit, konnten aber nicht verhindern, daß sie im Laufe des Rennens von Gardner und Hawkins überrundet wurden.

Großes Pech hatte der Schweizer Walter, der es auf nur 37 Runden brachte, weil er ein Reifenpanne erlitt: in der Spitzkehre am Dutzendteich-Bahnhof war der Neußer Koch mit seinem Carrera 6 zu dicht an den Carrera 10 des Eidgenossen geraten und hatte mit seiner Stabilisierungsfläche das Ventil des linken Hinterradreifens sauber abrasiert. Damit war bereits eine Vorentscheidung in der Klasse bis 2.000 ccm, gefallen, denn Walter war es trotz bravouröser Fahrt im zweiten Abschnitt nicht mehr möglich, den Rückstand aufzuholen.

Das „Sterben“ begann

Der zweite Teil des Rennens wurde im Indianapolis-Start in Angriff genommen: hinter einem Führungsfahrzeug absolvierten die Rennwagen in Zweierkolonne eine Ehrenrunde, nach der das Führungsfahrzeug ausscherte und den Start freigab. Die noch 18 Wagen – der Schweizer Steinemann war wegen Getriebeschaden ausgeschieden, und die Chevrolet-Corvette des Münchners Robert hatte ebenfalls „ihren Geist aufgegeben“ – wirbelten vor der Steintribüne noch einmal eine Menge Staub auf und rasten mit höchstem Tempo – bis 270 km/st – der Spitzkehre am Schlauch entgegen.

Wiederum waren von vornherein die Fronten klar abgesteckt: Gardner vor Hawkins, der in der Pause zugegeben hatte, daß er normalerweise mit seinem GT 40 niemals eine klare Chance gegen Gardner haben würde; dann folgte schon der erste Wagen bis zwei Liter, Koch mit dem Carrera 6, der sich ein Duell mit Soler-Roig lieferte. Der Neußer lag bis zur 13. Runde in Front, fiel dann aber etwas zurück, so daß der spanische Meister von ihm nichts mehr zu befürchten hatte. Inzwischen fuhr der Schweizer Ettmüller an die Boxen und mußte aufstecken: er hatte die Heckverkeildung seines Ferrari 275 LMP verloren; nach ihm mußte der Engländer Prophet seinen Ferrari ebenfalls an den Streckenrand rollen lassen. Schütz schied mit Bremsschaden aus.

In der 18. Runde blieb Hawkins an der Tribüne der Ehrengäste stehen: Getriebeschaden. Nachdem Gardner dies spitz gekriegt hatte, konnte er seinen Wagen auf Schonung und Sicherheit fahren und es sich sogar erlauben, den Schweizer Walter, der allerdings bereits zwei Runden auf ihn zurücklag, passieren und das Tempo diktieren zu lassen. Gardner begnügte sich mit einem Tempo von etwa 157,6 km/st, der Sieg war ihm nicht mehr zu nehmen.

Der erste, der ihm gratulierte, war Hawkins, der als Trost den „Pokal für den größten Pechvogel“ entgegennehmen konnte. Obwohl Zeiten und Tempi noch nicht ausgerechnet waren, ging die Siegerehrung schnell über die Bühne: Gardner, der zusammen mit Hawkins aus dem offiziell noch gar nicht überreichten Pokal einen kräftigen Schluck Sekt genommen hatte, eilte es nämlich fürchterlich: um 18 Uhr startete vom Flugplatz Nürnberg die Maschine, die ihn nach Italien bringen sollte.

Unerhörtes Glück hatte Jackie Epstein: wenige hundert Meter vor dem Ziel wurde der Motor seines Lola T 70 defekt, doch rollte der Wagen noch gemächlich über den Zielstreifen ...

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