6. November 1967: Polizei stand wieder hoch im Kurs
6.11.2017, 07:00 UhrInsgesamt hatten sie die Wahl zwischen 38 Möglichkeiten. Den Rekord verzeichnete die Polizei mit über 7000 Besuchern. Auch der Kunstgenuß stand hoch im Kurs: in drei Museen sahen sich 8000 Gäste um. Ob Rathaus, Feuerwehr oder Hochhaus, überall war etwas los. Nur die Anziehungskraft des Flughafens schwand mit den Regenschauern. Nicht eine Platzkarte von den 950 ausgegebenen bleib bei den Rundfahrten zu interessanten Bauprojekten ungenutzt.
„Die Bretter, die die Welt bedeuten“, schienen den je 350 Besuchern in Opern- und Schauspielhaus am Samstag eigenartig entzaubert, als sie einmal selbst darauf standen. Sie blickten hinter die Kulissen und erlebten, wie durch vieler Hände Arbeit die Scheinwelt des Theaters als ein festgefügtes Bild entsteht. Regentropfen, die ans Fenster klopfen, Türenklingeln, Abendstimmung dirigieren die Beleuchtungs- und Tontechniker vom Pult, die Bühnenausstattung hat zwei Seiten, eine glänzende und eine graue, Farbe sehen nur die Zuschauer. Illusionen schwanden und machten der Bewunderung für Präzision und Ideenreichtum des „Bühnenvolkes“ Platz.
Lautlos öffnete sich eine schmale Gasse in einer dicht gedrängten Menschentraube im Hof des Polizeipräsidiums. Der respekteinflößende Kopf eines deutschen Schäferhundes erschien neben dem Knie seines Hundeführers. Kaum waren beide innerhalb der Absperrung, war es vorbei mit dem Respekt, jetzt wollten die Kinder sehen, wie der Hund den „Verbrecher“ anfällt. „Schau hie, etzt beißtern“, rief ein Steppke an der sichern Hand des Vaters. Auch im Fahrzeugpark schien es , als müsse sich die Polizei um junge begeisterte Nachwuchskräfte für die Zukunft keine Sorgen machen. Das Interesse war so groß, daß einige den Ausstellungstag zum Andenkensammeln benutzten. Die Innenausstattung der Fahrzeuge war zum Schluß nicht mehr ganz komplett.
Im Gegensatz dazu erfuhr das Stadtarchiv eine Bereicherung: Ein Bürger aus Kirchensittenbach war eigens nach Nürnberg gekommen, um an diesem Tag der Bibliothek eine alte Nürnberger Chronik zu vermachen.
„Vergiß mal Deinen Jazz“ riet Direktor Dr. Robert Seiler bei der Orchesterprobe des opus 45 von Tschaikowskij vor großem Publikum einem seiner jungen Musiker „wann bist Du denn gestern nach Hause gekommen?“ Als diese Frage von den älteren Zuhörern mit einem verständnisvollen Raunen quittiert wurde, stellte er das Mißverständnis richtig. „Die jungen Leute müssen sich Geld verdienen und an Samstagen bis spät in die Nacht in Lokalen spielen.“ Die Zuhörer ließen sich aber nicht nur etwas vormachen, sie prüften auch die eigene Musikalität.
„Für eine Tasse würde unsere jährliche Ernte an Kaffeebohnen schon langen“, erklärte Amtmann Andreas Rauscher, Abteilungsleiter der Stadtgärtnerei, vor dem unscheinbar aussehenden Bäumchen. Doch für die exotischen Pflanzen interessierten sich die Blumen- und Gartenfreunde nur am Rande. Wichtiger war ihnen zu erfahren, wie man Stecklinge von Fuchsien oder Geranien selbst ziehen kann.
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