7. August 1968: Das "Noris-Zentrum" gefiel dem Bauherrn wie der Stadt
7.8.2018, 07:00 UhrÜber die künftige Bebauung der Eingangspforte zur Altstadt ist gestern in München eine wichtige Entscheidung gefallen. Bei den Verhandlungen mit der Bayerischen Versicherungskammer stimmte die Delegation der Stadt mit Bürgermeister Franz Haas, Baureferent Heinz Schmeißner und Wirtschaftsreferent Dr. Wilhelm Doni in den wesentlichsten Punkten den Entwürfen zu, die Professor Gerhard G. Dittrich und Dipl.-Ing. Eduard Kappler – beide waren vom Bauherrn mit einer Strukturplanung beauftragt worden – außerhalb des Ideenwettbewerbs ausgearbeitet und bei einem Notar hinterlegt hatten. Nach den Ferien muß das Plenum des Stadtrats bei seiner ersten Sitzung am 18. September diese Vereinbarung bestätigen – oder eine andere Wahl treffen.
Die Pläne der beiden Nürnberger Architekten sehen ein sechsgeschossiges Geschäfts-Büro- und Wohnzentrum gegenüber dem Königstorturm vor, während ein architektonisch völlig andersartiges Bildungs- und Kulturzentrum den nördlichen Abschluß auf dem Gewerbemuseumsplatz bildet. Die alte Stadtmauer und die Türme werden dabei nicht angetastet, sondern sollen mit Basars und Cafés mit neuem Leben erfüllt werden.
Neu und beim Wettbewerb nicht verlangt ist der Omnibusbahnhof unter der Erde, der zusammen mit dem prominenten Verkehrsplaner Professor Dipl-Ing., Anton Schaechterle entworfen wurde und den Vorteil bietet, daß er über Fußgängertunnels mit Straßenbahn, Bundesbahn und später mit der U-Bahn verbunden werden kann.
„Wir waren einmütig der Auffassung, daß der Entwurf von Professor Gerhard G. Dietrich und Dipl.-Ing. Eduard Kappler den Wettbewerbsforderungen entspricht“, erklärte gestern Staatssekretär a. D. Robert Wehgartner, der Präsident der Bayerischen Versicherungskammer. Darüber hinaus – so fuhr er fort – biete er zahlreiche Vorteile wie die höhere Bebauung an der Lorenzer Straße oder die Möglichkeit, am Königstor allein mit dem vorhandenen städtischen Grund auszukommen. Von besonderer Bedeutung aber sei gewesen, daß der Plan der beiden Nürnberger Architekten wegen der größeren Nutzflächen eine höhere Rendite verspricht und der Omnibus-Bahnhof „im Keller“ die Geschäfte attraktiv macht.
Untersuchungen sollen jedoch noch wegen der Ein- und Ausfahrt des unterirdischen Verkehrsknotenpunktes angestellt werden. Obendrein werden noch Verhandlungen über das Kultur- und Bildungszentrum geführt, wobei Präsident Wehgartner freilich zu erkennen gab: Es wäre das einfachste, wir bauen dieses Zentrum als Gegenleistung für den Boden, den uns die Stadt zur Verfügung stellt.“
Nachdem die Weichen einmal gestellt sind, machen sich die Planer bereits Gedanken über die nächsten Termine. Professor Gerhard G. Dittrich rechnet damit, daß der Vertrag zwischen der Stadt und der Versicherungskammer bis zum 1. Oktober zustande kommt. Während des Abbruchs des Künstlerhauses und der anderen Gebäude – allein 100 000 Kubikmeter Erdaushub müssen bewältigt werden – könnten die eigentlichen Planungen bis zum späten Frühjahr 1969 abgeschlossen sein und im Sommer der erste Spatenstich getan werden.
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