9. Januar 1967: Für die Narren flammte das grüne Licht auf

9.1.2017, 07:00 Uhr
9. Januar 1967: Für die Narren flammte das grüne Licht auf

© Gertrud Gerardi

"Ahaa"-Raketen begleiteten das feierliche Zeremoniell, mit dem der offizielle Startschuß für die turbulenten Tage bis zum Aschermittwoch abgefeuert wurde. Mit dem dreistündigen Programm erlebten die Besucher einen Vorgeschmack von dem, was sie in den nächsten dreißig Tagen erwartet: sprühende Büttenreden, Humor aus vielen Kehlen, viel Musik, adrette und fesche Gardemädchen. Das Motto der Veranstaltung fand sich deshalb in der prächtigen Stimmung im Saal bestätigt: "Lachende Noris"!

9. Januar 1967: Für die Narren flammte das grüne Licht auf

© Gertrud Gerardi

"Seid die närrischsten von allen", forderte Festausschuß-Vorsitzender Hans Bernhard das Prinzenpaar bei der Inthronisation auf. Unter anhaltendem Beifall seiner Untertanen setzte er Lydia I. das Diadem-Krönchen auf und überreichte Rudi I. Krone und Zepter.

9. Januar 1967: Für die Narren flammte das grüne Licht auf

© Gertrud Gerardi

"Für mich ist heute der schönste Tag in diesem Jahr", meinte Oberbürgermeister Dr. Urschlechter vielsagend, "denn jetzt habe ich einen Monat lang Ruhe". Während er dem Prinzen den Stadtschlüssel verehrte, "mit dem er das Rathaus, sämtliche Stadtkassen und die Herzen der Frauen knacken kann", bedauerte der OB die 1967 äußerst knapp bemessene närrische Fröhlichkeit. "Aber", so meinte er mit einem gezielten politischen Seitenhieb, "ein Volksbegehren zur Verlängerung des Faschings ist leider nicht beantragt worden".

9. Januar 1967: Für die Narren flammte das grüne Licht auf

© Gertrud Gerardi

Neben einem Blumenstrauß und dem obligatorischen Küßchen für die Prinzessin machte Dr. Urschlechter Rudi I. noch ein Geschenk: ein kleiner Lederbeutel mit 50 Knöpfen, die den Stadtrat symbolisieren, und vielen Kieselsteinen, "die von den Tränen der Amerikafahrer stammen, die sie nach ihrer Rückkehr haben weinen müssen". Charmant und humorvoll zeigte sich der Prinz bei seiner Thronrede. "Ich lese nicht vom Blatt ab", witzelte er, "denn ich bin nicht euer Bundespräsident, sondern euer Faschingsprinz". Auch Ihre Lieblichkeit Lydia I. schlug in die gleiche Kerbe. Auf die Schwierigkeiten ihres Amtes wurde sie von Ex-Prinz Herbert Hisel aufmerksam gemacht.

Hofmarschall Willi Wild verlas dann die Proklamation des Prinzen, die die Stimmung im Saal merklich anheizte. Die Vergnügungssteuer von 1200 Mark aus der Eröffnungsveranstaltung soll auf Wunsch von Rudi I. für die Ausgestaltung des Fürther Faschingszuges verwendet werden. Den Reichswald will er ab sofort sperren und nur noch für Haas-Treibjagden freigeben. Dem Club-Torwart Wabra verordnete er "Anti-Baby-Pillen", damit er "keine Tore mehr empfängt".

Das turbulente Geschehen auf der Bühne heizten stramme Gardemädchen und flotte Tanzmariechen an. Vielbelachte Blumen in den närrischen Strauß wanden noch die "Trumpet-Girls", Werner Kothe ("Wer niemals einen Rausch gehabt"), die "Drei Los Gostenhufos", Georg Dürschinger als "Klampfen-Schorsch", die "Pöiterlesboum", Egon Helmhagen und Jus Schmidt als amerikanischer Musikprofessor.

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