Altstadtfreunde: Post-Kopfbau erhalten, Rathaus öffnen
1.1.2015, 05:59 UhrZu wenige Räume mit ihren seltenen und schönen Einbauten seien im Rathaus zugänglich. "Die seit 25 Jahren andauernde Enthistorisierung des Rathauses muss aufhören", fordert Enderle. Es könne nicht sein, dass es an der Rathauspforte nur noch Informationen über die Lochgefängnisse gebe und sonst alles zugesperrt sei. "Es ist eine Schande, wie sich Nürnberg in der Ehrenhalle präsentiert." Der Raum sei voller Touristen, die nicht wissen, was sie machen sollen.
Der Vorsitzende der Altstadtfreunde hofft jetzt darauf, dass im Rahmen der Einrichtung einer Bildungsmeile von der Kaiserburg über das Fembohaus bis hin zum Rathaus die Ehrenhalle aufgewertet wird. "Wir müssen etwas schaffen, was die Touristen fasziniert." Enderle ist jetzt gespannt, welches Konzept die Kulturverwaltung vorlegen wird. Die Altstadtfreunde, die sich mit einem Bürgerentscheid über die Ausmalung des Historischen Rathaussaals im Mai nicht durchsetzen konnten, sehen sich aber als "moralischer Sieger" der Abstimmung. Dass jetzt etwas im Rathaus geschieht, gehe letztlich auf den Druck der Altstadtfreunde zurück, so Enderle. Es ist angedacht, die Kopie der Reichskleinodien im Fembohaus unterzubringen. Es müsse aber gewährleistet sein, dass sie gut zugänglich sind.
Der Verein wird sich auch 2015 wieder in die Stadtpolitik einbringen. Etwa beim Kopfbau des Postgebäudes am Bahnhofsplatz, das der Investor abreißen möchte. Enderle ist strikt gegen einen Abriss des aus den frühen dreißiger Jahren stammenden Baus: "Es ist ein absolut erhaltungswürdiges Gebäude und prägt das Stadtbild. Die Nürnberger haben sich seit Jahrzehnten daran gewöhnt. An dem Gebäude lassen sich wesentliche Architekturströmungen des 20. Jahrhunderts ablesen: die Moderne, den Umbau durch die Nazis und den behutsamen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wäre ausgesprochen schade, wenn das Gebäude verschwinden würde." Der Kopfbau steht nicht unter Denkmalschutz und der Stadtrat hat sich nicht für seinen Erhalt ausgesprochen.
In der Nürnberger Innenstadt gebe es nur noch wenige Ruinen aus dem Zweiten Weltkrieg, die den Aufbau lohnen würden. Eines davon sei das "Savoyische Kreuz" in der Winklerstraße, südlich der Sebalduskirche und neben dem geplanten Neubau der IHK. "Dieses Haus war schon immer für das Stadtbild wichtig. An dieser Stelle kann man sich nichts anderes als eine äußere Rekonstruktion vorstellen", ist Enderle überzeugt.
Eine Position, die auch schon Erich Mulzer, der Ehrenvorsitzende der Altstadtfreunde, vertreten habe. "Wenn es anders kommt, werden sich die Altstadtfreunde vehement sträuben." Im Inneren gebe es aber kaum mehr eine historische Substanz. Bei der Rekonstruktion können sich die Altstadtfreunde angesichts ihrer anderen Projekte finanziell aber nicht engagieren. Beim Wiederaufbau des Pellerhofs ist Enderle zuversichtlich, dass 2015 die Westseite fertiggestellt werden kann. Die Ostseite und auch ein Teil der Nordseite stehen schon. "Dann fehlt nur noch das repräsentative Giebeldreieck."
Der Spendenzufluss sei zwar vorhanden, aber nicht so stark, dass der Pellerhof 2015 wie geplant komplett fertig gebaut werden könne. "Wir hoffen, dass wir die Fertigstellung 2016 schaffen", sagt Enderle.
Über die künftige Nutzung des Pellerhofs und Pellerhauses kann Enderle keine Auskunft geben: "Da müssen Sie OB Ulrich Maly fragen. Die Dinge sind in der Schwebe und es gibt offenbar offiziell keine Pläne." Derzeit werde der Bau von der Spieleakademie und der Akademie Nürnberger Prinzipien nur zu zehn Prozent genutzt.
In den vergangenen Tagen hat Finanzminister Markus Söder gefordert, dass der Sitzungssaal 600, in dem die Nürnberger Prozesse stattgefunden haben, wieder in den Zustand von 1945 zurückgebaut wird. Enderle will Söder dabei unterstützen: "Der Sitzungssaal muss natürlich umgebaut werden. In dem heutigen Saal und in seinem Zustand kann man nicht deutlich machen, was in den ersten Nachkriegsjahren Wichtiges in der Weltgeschichte geschehen ist."
Schwerpunkte für die Altstadtfreunde werden 2015 neben dem Pellerhof der weitere Ausbau des Museums in der Kühnertsgasse und das Haus in der Hinteren Ledergasse 43 sein. Nach einer langen Pause wird dort in den Denkmalschutz investiert: "Es ist das größte Projekt neben dem Pellerhof, das die Altstadtfreunde jemals in Angriff genommen haben."
Auf 750 Quadratmetern Nutzfläche werden sieben Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten entstehen. Auch soll es einen "wunderbaren Innenhof" geben, so Enderle: "Ein richtig dicker Brocken, den wir nur mit Zuschüssen stemmen können."
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