Am Premierentag: Tödlicher Unfall bei Circus Krone
30.10.2014, 05:44 UhrEigentlich waren sie ein eingespieltes Team. „Das beste Team“, wie einer von Circus Krone sagt: der 22-Jährige, sein Onkel und der Mann (77) am Steuer der Zugmaschine, den sie hier alle nur „Bürgermeister“ nennen, weil der 77-Jährige seit vielen Jahren den Aufbau der großen Zirkusstadt plant und koordiniert.
Am Mittwochmorgen wollten sie gemeinsam den letzten von insgesamt 372 Wagen mit Zirkus-Aufbauten abladen. Am Tag der Premiere des Nürnberg- Gastspiels auf dem Volksfestplatz. Nur die Treppen vor dem Zirkuszelt mussten noch montiert werden. Der 77-Jährige lenkte das Fahrzeug, an dem ein Anhänger mit den Treppen hing. Die beiden anderen gaben ihm wohl Kommandos. Beim Rangieren ist es dann passiert. Der 22-Jährige geriet unter die Räder der schweren Maschine. Rettungskräfte versuchten, ihn wiederzubeleben. Doch sie konnten nichts mehr für ihn tun.
Wie es zu dem Unglück kam, ist Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen. Der Fahrer sagt, er habe es nicht gesehen. Auch der Onkel des jungen Mannes hat offenbar nicht beobachtet, wie der Unfall passierte. „Wir können gar nicht so viel dazu sagen“, meint auch Markus Strobl, Sprecher von Circus Krone. „Weil selbst diejenigen, die dabei waren“, nicht wüssten, wie es passiert sei. Die Staatsanwaltschaft schaltete einen Sachverständigen ein, der den Ablauf des tödlichen Unfalls klären soll.
Schock sitzt tief
Die Mitarbeiter des Zirkus reagierten geschockt. „Sie saßen im Wagen und haben geweint“, fährt Strobl fort. „Für uns ist das ganz schlimm.“ Der junge Rumäne sei quasi bei Krone aufgewachsen. Er gehöre mit zur Zirkusfamilie. Seine Eltern arbeiten auch für Krone, sie reisen als Handwerker im Tross mit. Der 22-Jährige hatte aber offenbar andere Pläne. Er studierte in Rumänien und kam immer dann zu Krone zurück, wenn er seine Eltern besuchen und Geld verdienen wollte. Wie jetzt.
Eine Pfarrerin betreute die Eltern des verunglückten 22-Jährigen. Ein Notfallseelsorger kümmerte sich um den Fahrer, der ebenfalls unter Schock stand. Zwei Stunden lang sprach Notfallseelsorger Siegfried G. mit dem 77-Jährigen. „Zeit haben, da sein, es mit aushalten“, mehr könne man anfangs nicht machen, erzählt er hinterher.
Zirkus Krone sagte trotz des tödlichen Unglücks die Premierenveranstaltung am Mittwochabend nicht ab. „So hart es klingt: The show must go on“, meint Sprecher Strobl. Die Show muss weitergehen. Selbst wenn es innerhalb der Familie Krone einen Todesfall gebe, finde die Vorstellung statt.
Beileid auf Facebook
„Circus Krone und die gesamte Circus- Krone-Familie in tiefster Trauer um unseren Mitarbeiter“, postete der Zirkus auf seiner Facebook-Seite. Dutzende Menschen bekundeten ihr Beileid.
Auch an den Fahrer der Zugmaschine gingen etliche Solidaritätsbekundungen. „Auch in diesem Moment werden sehr viele Menschen, Zirkusleute, Artisten und Zirkusfreunde, in Gedanken bei Ihnen sein!“, schrieb einer. Andere wünschten „Viel Kraft!“, der Familie des Opfers und dem 77-Jährigen.