Aquarell Hitlers wird in Nürnberg versteigert
5.11.2014, 13:42 UhrEs handelt sich um ein Aquarell mit dem Namen „Das alte Rathaus“ aus dem Jahr 1914 oder 1915. Bekannt ist das Motiv auch als „Standesamt München“. Adolf Hitler hat das beschauliche Ensemble mit kleinen Veränderungen mindestens drei Mal gemalt. Hitler wollte zunächst Kunstmaler werden. Er bewarb sich 1907 und 1908, am Ende vergeblich, um die Aufnahme in die Allgemeine Malerschule der Wiener Kunstakademie. Hitler malte oft von Fotografien ab und versuchte mit dem Verkauf dieser Bilder finanziell über die Runden zu kommen.
Laut Kathrin Weidler vom Auktionshaus Weidler besteht das Besondere an dem 28 mal 22 Zentimeter großen Bild „Das alte Rathaus“ darin, dass eine Originalrechnung beigefügt ist. Acht Bilder verkaufte die Münchner Kunsthandlung „Gemälde Salon Alois Baldauf“ im Jahr 1916 für 350 Mark. Mit versteigert wird auch ein Originalschreiben von Albert Bormann, Leiter von Hitlers Privatkanzlei, der das Aquarell mit großer Wahrscheinlichkeit als authentisch bestätigt. Albert Bormann war der Bruder von Martin Bormann, der die Staatskanzlei leitete. Die Brüder waren miteinander verfeindet.
Sammler im In- und Ausland
Auktionator Herbert Weidler hat insgesamt schon fünf Bilder Hitlers versteigert: „Es gibt dafür im In- und Ausland Sammler.“ Das erste Bild von Hitler, das Weidler versteigerte, brachte vor zehn Jahren 10.000 Euro, das letzte 28.000 Euro. Zuletzt wurde in der Slowakei im Januar 2012 ein Bild von Hitler für 32.000 Euro von einem anonym gebliebenen Sammler ersteigert.
Dass die Familie Weidler das aktuelle Bild zur Versteigerung bekommen hat, liegt, so Herbert Weidler, an der aktuellen Debatte über die Sanierung des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg, die ein 70 Jahre altes hessisches Geschwisterpaar, dem das Hitler-Bild gehört, mitbekommen hat: „Sie teilten uns mit, dass dieses Bild in Nürnberg versteigert werden sollte, weil dies gut zur Diskussion um die Renovierung des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes passen würde. Beides, das Aquarell und das Gebäude, stammen von ein und derselben Person.“
Die Renovierungskosten von über 70 Millionen Euro hatten die Geschwister erstaunt, so Weidler, aber das Geld komme vom Steuerzahler. Den Verkaufserlös des Bildes, das mit 4500 Euro aufgerufen wird, soll aber nicht zur Anschubfinanzierung für die Sanierung des Reichsparteitagsgeländes genommen werden. Zehn Prozent des Verkaufspreises werde für behinderte Kinder gespendet, teilte Weidler mit. Gesetzlich untersagt ist der Verkauf von Hitlers Bildern nur dann, wenn verbotene Symbole wie das Hakenkreuz zu sehen sind. Das Aquarell „Das alte Rathaus“ ging ursprünglich nach Thüringen, wurde aus der DDR nach Hessen geschmuggelt, und verschwand dann in einer Schublade.
Die Auktion findet am 22. November, gegen 15 Uhr im Auktionshaus Weidler, Albrecht-Dürer-Platz 8, statt.