Brand-Tragödie in Nürnberg: Was wir bislang wissen - und was nicht

Tobi Lang

Online-Redakteur

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4.3.2019, 19:37 Uhr
Brandfahnder untersuchten das Haus in der Industriestraße am Sonntag noch einmal, doch vieles darin ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

© ToMa Brandfahnder untersuchten das Haus in der Industriestraße am Sonntag noch einmal, doch vieles darin ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Warum brach das Feuer in dem Haus aus?

Die Ermittler betonen: Es gibt derzeit keine Hinweise auf Brandstiftung. Doch die Aufklärung gestaltet sich schwierig. Vieles in der Wohnung verbrannte bis zur Unkenntlichkeit, bei Temperaturen um die 1000 Grad. Am Montag richtete das Präsidium Mittelfranken die Ermittlungskommission "Sandreuth" ein, in der zehn Beamte arbeiten. Auch das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) ist involviert. "Wir ermitteln weiter in alle Richtungen", sagte eine Polizeisprecherin. 

Besonders eine Frage treibt die Ermittler um: Waren in dem Haus Brandmelder installiert? Sie sind seit 2018 in Bayern für alle Wohnungs- und Hauseigentümer Pflicht. Zumindest in Schlafräumen, Fluren und Korridoren, die im Ernstfall als Fluchtwege dienen könnten. Auch dazu, betont die Polizei, gibt es bislang keinerlei Erkenntnisse. 

Hinweise erhofft sich die Polizei auch von der Obduktion der Leichen, die am Montag und Dienstag in der Erlanger Rechtsmedizin stattfinden soll. Ergebnisse erwartet die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth in den kommenden Tagen.

Brand-Tragödie in Nürnberg: Was wir bislang wissen - und was nicht

© ToMa/Reitmayer

Wer sind die Opfer? 

Bei den fünf Toten handelt es sich um eine Mutter (34) und ihre vier Kinder. Sie sind vier, fünf und sieben Jahre alt, auch ein Baby im Säuglingsalter ist unter den Opfern. "Die Großeltern haben ihre Wurzeln in Serbien und Kosovo", teilte die Stadt am Montag mit. Sie lebten mit in dem Haus und werden seit Jahren von den Behörden "sehr intensiv betreut". Seit mittlerweile neun Jahren wohnt die Großfamilie - die Polizei spricht von einem Drei-Generationen-Haus - in der Industriestraße. 

Was hat es mit der Immobilie auf sich? 

Auch hier klärte die Stadt am Montag auf, dass sie das Einfamilienhaus bereits seit längerer Zeit angemietet hat und als Obdachlosenunterkunft nutzt. Deshalb habe man die Großfamilie, die als wohnungslos galt, dort untergebracht. "Die Stadt kümmert sich um alle Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen und auf Hilfe angewiesen sind", erklärt Siegfried Zelnhefer, Leiter des Presseamtes. Die Behörden betonen: Es habe nie Anlass zu einer sogenannten Feuerbeschau gegeben. Bei einer solche Kontrolle wäre geprüft worden, wie gefährdet das Gebäude bei einem Brand ist - eine vorbeugende Maßnahme. Immer, wenn die Stadt von Problemen am Haus erfahren habe, habe man interveniert, sagt die Kommune. 

Wie geht es den Überlebenden?

Insgesamt lebten in dem Haus neun Menschen, fünf von ihnen starben. Die Großeltern - 68 und 69 Jahre alt - und der Vater der Familie (28) konnten sich selbst ins Freie retten, mussten aber dennoch in einer Klinik behandelt werden. Sie konnten am Wochenende entlassen werden. Ein weiterer Sohn, ein achtjähriger Junge, liegt derzeit noch im Krankenhaus. Er schwebt aber nicht in Lebensgefahr. 

Die Stadt hat angekündigt, die Überlebenden zu unterstützen. Konkret sei man auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft, auch in Trauerangelegenheiten werde man helfen. Bereits am Sonntag äußerte sich Ulrich Maly. "Wir sind tief betroffen von dem schlimmen Ereignis", sagte der Nürnberger Oberbürgermeister. "Ich bin unsagbar traurig. Unser ganzes Mitgefühl gehört jetzt den Angehörigen."

Wie belastend war der Einsatz für die Feuerwehr? 

Selbst erfahrene Rettungskräfte sprechen von einem dramatischen Vorfall. Rund 150 Mann mussten in der Nacht mobilisiert werden, ein kompletter Löschzug der Feuerwehr wurde nur für die Reanimation der Opfer eingesetzt. "Wir sind erfahren, aber das lässt uns nicht kalt", sagt Thomas Schertel, Sprecher der Nürnberger Berufsfeuerwehr. Notfallseelsorger halfen auch den Rettern bei der Bewältigung des Erlebten. Damit der Stress nicht so groß wurde, tauschten die Verantworltichen komplette Trupps frühzeitig aus. 

Gab es bereits ähnliche Brände in Nürnberg? 

Brände mit derart vielen Opfern sind äußerst selten. Erfahrene Feuerwehrleute sehen die Gasexplosion in der Schlüsselfelder Straße als die letzte vergleichbare Katastrophe in der Stadt. Dabei starben am 21. Januar 1987 ebenfalls fünf Menschen, drei weitere wurden schwer verletzt. Allerdings handelte es sich dabei um keinen klassischen Brand, damals wurde eine Gasleitung manipuliert. Was genau zur Explosion führte, konnte nie geklärt werden. Der letzte Brand in Nürnberg, der für große Aufmerksamkeit sorgte, war der in der Marthakirche. Das 650 Jahre alte Gotteshaus fing 2014 Feuer und brannte komplett aus, nur die Fassade blieb stehen. Verletzt wurde niemand.