Das Porträt: Ein Lächeln auf die Lippen zaubern
11.1.2016, 19:53 UhrNichts ist so verrückt wie das Leben selbst. Insofern kann eigentlich keine Story zu abgefahren, keine Pointe zu weit hergeholt sein. Mara Winter liebt das Schräge. „Wer ist schon ganz normal?“, fragt die 36-Jährige und lacht.
Mit „Summa cum Liebe“ ist im Sommer ihr erster Roman erschienen. „Frauenliteratur“, wie sie selbst sagt, auch wenn die Kategorie natürlich eine ziemlich willkürliche ist. Doch wer als Schriftsteller Erfolg haben will, tut gut daran, über dieses Genre zumindest mal nachzudenken.
Auch Mara Winter bekam als Rückmeldung von Verlagen, an die sie Gedichte und Kurzgeschichten geschickt hatte, es doch lieber mal mit besagter Frauenliteratur zu versuchen. „Erst wollte ich das ja überhaupt nicht“, erinnert sich Mara Winter, die schon als Kind anfing zu schreiben. Doch dann entschied sie sich einfach, „die Sache witzig und nicht voller Klischees“ anzugehen.
Heraus kam besagtes „Summa cum Liebe“, das sie schließlich im hessischen Sieben Verlag veröffentlichte – geschickt hatte sie es an Dutzende Verlage. In dem Roman geht es um eine junge Frau, die sich aus Berechnung an ihren Dozenten ranmacht und sich dann blöderweise in ihn verliebt. Weil das noch nicht reicht, steht auch noch ihr promiskuitiver Ex-Freund Malte auf der Matte. Man sieht, die Themen sind vielleicht die typischen, aber Mara Winter (ein Pseudonym übrigens) versucht, sie pfiffiger und frecher anzugehen.
Kreative Köpfe
Dass sie mal in dieser Sparte landet, war wahrlich nicht abzusehen. Mara Winter stammt aus einer Familie, in der es von Musikern, Schriftstellern, Bildhauern und anderen kreativen Köpfen nur so wimmelt. Zu Hause gab es in jedem Zimmer Bücher, „Pippi Langstrumpf“ war das erste, das sie las. Es folgten unzählige weitere.
In der Schule verschlang die Autorin genau das am liebsten, vor dem sich die anderen mit Grausen abwendeten: Fontanes „Effi Briest“, Goethes „Faust“. Frauenbücher fand sie doof, zur Freude ihrer Mutter, die fürsorglich vor „Innenweltverschmutzung“ durch zu viel Trivialität warnte. Bis Mara Winter Romane von Steffi von Wolff und Kerstin Gier in die Finger bekam und merkte: Hey, es muss nicht immer Kitsch sein.
Dass sie mit ihrem Debüt einen „richtigen“ Verlag suchte, geschah sehr bewusst. Self-Publishing kam erst mal nicht in Frage. Wer sich um alles selbst kümmert, hat mehr Freiheiten, muss sich weniger dem Mainstream anpassen und natürlich auch kein Geld an einen Verlag abtreten — hat aber auch viel mehr Arbeit.
Gutes Marketing ist unerlässlich, man kann die Werbetrommel für die eigene Sache gar nicht genug rühren. Ihren Kurzkrimi-Band „Verblüht“ — äußerst morbide, aber gleichzeitig witzige Geschichten, die alle irgendwie zusammenhängen — hat die zweifache Mutter dann kürzlich doch in Eigenregie veröffentlicht. „Mir gefällt der direkte Kontakt zum Leser, das sofortige Feedback zum Beispiel über die sozialen Netzwerke, wenn man Leseproben veröffentlicht“, sagt Mara Winter, die eigentlich Margrita heißt und nach ihrer geliebten Oma benannt wurde.
Die sehr flott geschriebenen Storys in „Verblüht“ sind übrigens tatsächlich ein Sammelsurium voller Giftmörder und anderer Psychopathen — solche Figuren faszinieren die Schriftstellerin nun mal. Jetzt steht aber erst einmal der nächste Roman an, der im Mai veröffentlicht wird. Und für den hat sie Profis im Rücken: Der renommierte Verlag Droemer Knaur in München bringt „Glitzerkram“ als E-Book heraus. Damit verbindet die sympathische Schriftstellerin („das, was ich mache, ist natürlich keine tiefgründige Literatur“) die Hoffnung, richtig Fuß zu fassen auf dem Literaturmarkt.
Vom Schreiben leben zu können, wäre für Mara Winter, die außerdem als selbstständige Lektorin arbeitet, ein Traum. Dass dazu mehr als Talent gehört, weiß sie natürlich längst: „Vieles dabei ist auch einfach nur Glück.“
Doch Bücher waren und sind Mara Winters Lebenselixier, ob als Konsumentin oder Verfasserin, das merkt man an der leidenschaftlichen Art, wie sie davon erzählt. Nicht zu vergessen: Das Niederschreiben von Tragischem, das einem so widerfährt oder im Freundes- und Bekanntenkreis begegnet, wirkt befreiend. Wenn sie ernste Themen mit Humor verarbeitet, geht es ihr hinterher besser — und wenn sie mit ihren Texten den Lesern vielleicht auch ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubert, dann ist Mara Winter glücklich.
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