Die Kunden kaufen Metz – jetzt erst recht

28.11.2014, 06:00 Uhr
Die Kunden kaufen Metz – jetzt erst recht

Wären sie keine Franken, würden sie wahrscheinlich regelrecht ins Schwärmen geraten. Diese Optik. Dieser Klang. Dieser Körper. Doch immerhin geht das Lob von Wolfgang Cibura und Gerhard Schöll weit über ein „bassd scho“ hinaus. „Was bei Metz heraussticht, sind die hervorragende Bildqualität, die natürlichen Farben und auch der hervorragende Ton“, sagt der Nürnberger Fernseh-Fachhändler Cibura. Sein Kollege Schöll, Inhaber von Radio-Eck am Aufseßplatz, präzisiert: „Metz-Geräte sind einfach sehr aufwendig gearbeitet, mit einem Holzgehäuse, das einfach noch immer der beste Resonanzkörper für einen guten Klang ist.“ Beide sind sich einig in ihrer Einschätzung: Die Geräte asiatischer Hersteller können da einfach nicht mithalten.

Eine gute Woche ist es her, dass nach Grundig und Loewe nun auch mit Metz der letzte große fränkische TV-Geräte-Hersteller Insolvenz anmelden musste. Die Reaktionen der Kunden darauf überraschte die beiden Fachhändler. Statt verschreckt die Hände von den Produkten zu lassen, passierte das Gegenteil: Die Kunden kauften. „Binnen drei Tagen habe ich so viele Metz-Fernseher verkauft wie sonst in zwei Wochen“, berichtet Wolfgang Cibura, dessen Geschäft in der Johannisstraße angesiedelt ist. „Jetzt erst recht“, scheint das Motto der Kunden zu sein.

Hoffen auf Nachschub

Eine ganz ähnliche Erfahrung machte auch Gerhard Schöll. „Jetzt erst recht.“ Wortwörtlich wiederholt er den Satz. „Zum Glück haben wir bei der Internationalen Funkausstellung kräftig geordert und unsere Lager gefüllt.“ Cibura hofft auf baldigen Nachschub aus dem Hause Metz. „Der Geschäftsbetrieb wird in vollem Umfang fortgeführt“, hat Metz-Geschäftsführer Norbert Kotzbauer den Händlern in einem Schreiben versichert.

Die Fachhändler haben sich vor allem den deutschen Marken verschrieben: Metz, Loewe, TechniSat – die Einzigen, die wirklich noch in Deutschland fertigen. Metz gehört für beide zum meistverkauften Produkt. „Eine A-Marke“, sagt Schöll. Wer zu ihm oder zu Cibura kommt, sucht gezielt: nach einem guten Produkt und gutem Service dazu.

Die Kunden kaufen Metz – jetzt erst recht

© Fotos: Anja Kummerow

Denn längst teilt sich die Klientel der Zuschauer in Deutschland in zwei Lager: in Schnäppchenjäger und Qualitätskäufer. Für erstere ist die Auswahl mittlerweile riesig. In den großen Märkten wie Mediamarkt und Saturn reicht eine Wand selten aus, um die ganze Angebotsvielfalt zu zeigen. Vor allem die Geräte asiatischer Anbieter sind hier zu finden, allen voran Samsung. Die Koreaner kommen in Europa mittlerweile „auf einen Marktanteil jenseits der 30 Prozent“, weiß Roland Stehle, Pressesprecher der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) – gefolgt von LG, ebenfalls aus Südkorea, Sony und Panasonic aus Japan. Doch damit nicht genug: Mit Hisense und Haier drängen zunehmend auch die Chinesen auf den Markt.

Diese Erfahrung kann auch Thomas Fietta bestätigen. Der Fachberater im TV-Bereich der Fachhandelskooperation TeVi – eine von vier Kooperationen in Deutschland – verkauft besonders oft Samsung-Geräte. „Die haben ein sehr starkes Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Damit können auch Grundig und Telefunken aufwarten, die beide ebenfalls durch eine Insolvenz gingen. Die Marken sind nun in türkischer Hand – Grundig in der von Beko, Telefunken in der von Profilo-Telra.

Konkurrenz mit asiatischen Anbietern

Wie bei vielen anderen Produkten wird auch bei TV-Geräten der Wettbewerb vor allem über den Preis ausgetragen. „Der Preisverfall geht weiter“, sagt Stehle. Erstmals ist der Durchschnittspreis eines Fernsehgeräts in diesem Jahr unter die 600-Euro-Marke gerutscht. Knapp 620 Euro waren es noch im vergangenen Jahr. Und nicht nur das. Wie billig Technik in Asien herzustellen ist, wird auch daran deutlich, dass einige asiatische Anbieter in Werbeaktionen den Kauf ihres Produktes noch mit einem geschenkten Tablet belohnen.

Mit solchen Offerten können Produkte „Made in Germany“ beim besten Willen nicht mithalten. Lohn, Energie, Transport – all das ist in Deutschland wesentlich teurer. „Aber vor allem bezahlt man für die gute Qualität“, sagt Cibura. Und damit ist nicht nur die Wertigkeit der Ausstattung gemeint, sondern auch der spezielle Service, den etwa Metz für den deutschen Markt bietet. „Wenn die Kabelbetreiber technische Änderungen vornehmen, dann stellt sich Metz mit einem Software-Update schnell darauf ein.“ Den asiatischen Anbietern seien solche Finessen des deutschen Marktes – gelinde gesagt – „wurscht“. Dieses Mehr an Qualität und Service kann kosten, muss es aber nicht. „Einen Metz-Fernseher mit einer Größe von 32 Zoll gibt es ab 699 Euro“, sagt Schöll. „Die absoluten Spitzen-Geräte kosten zwischen 6000 und 6500 Euro.“ Und es gibt Menschen, die bereit sind, noch deutlich mehr auszugeben, etwa für ein Highend-Gerät von Bang & Olufsen.

Doch die technische Entwicklung, die auch vor „der Glotze“ nicht Halt macht, sorgt dafür, dass sich Leute nicht mehr allzu lange binden wollen. Wer weiß schon, was die Geräte von morgen können? „Ja, die Leute kaufen sich heute schneller einen neuen Fernseher“, bestätigt Experte Fietta.

Ist er im Nürnberger TeVi-Markt, wird Fietta gelegentlich nach Metz-Geräten gefragt, öfter aber noch nach denen von Loewe. Beide Hersteller sind hier aber nicht zu finden. Loewe erst seit der Insolvenz nicht mehr, aus der das Kronacher Unternehmen mit Hilfe eines Investors inzwischen wieder herausgefunden hat.

Hat Metz eine Zukunft?

Die Händler wissen nicht, ob sie auf die Investoren-Lösung auch für Metz hoffen sollen. Einmal mehr sagen Cibura und Schöll – unabhängig voneinander – das Gleiche: Dass der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Exner gesagt habe, noch nie ein so gut aufgestelltes Unternehmen in der Insolvenz vorgefunden zu haben. In dem Brief an die Händler berichtet der Geschäftsführer von einem auf 16 Prozent gestiegenen Marktanteil.

Vor diesem Hintergrund ist es für Wolfgang Cibura umso unbegreiflicher, warum die Banken ausgerechnet jetzt den Geldhahn zudrehten und Metz damit in die Insolvenz zwangen. Welche Ziele verfolgen die Banken?

Für den Fachhändler ist es keine Frage, dass Metz eine Zukunft hat. Das hätten auch die Kundenreaktionen gezeigt. Den Lokalpatriotismus will er nun zusätzlich befeuern – mit eigens angefertigten Plakaten: „Hier können Sie Metz retten“, steht darauf.

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