Dompteur im Circus Krone: Keine Angst vor großen Katzen

3.11.2014, 12:06 Uhr
Dompteur Martin Lacey jr. mit einem Löwen in der Manege.

Dompteur Martin Lacey jr. mit einem Löwen in der Manege.

Kein Lichtgewitter, kein Musikgedudel aus dem Lautsprecher und keine Tänzelei fürs Publikum. Das Kostüm hängt noch im Schrank, stattdessen steht Martin Lacey jr. in Jeans, Turnschuhen und mit schlichtem Hemd in der Manege, lässig, als wartete er auf den Bus. Doch auch die ist Show, diese vermeintliche Gelassenheit, während hinter seinem Rücken zwei weiße Tiger und ein Löwe auf ihren Podesten hocken. Tiere, deren Angriff lebensgefährlich wäre. Selbst für einen Profi wie ihn.

Doch an diesem Vormittag herrscht eitel Sonnenschein in der Manege. Viele Familien sind gekommen, um bei der öffentlichen Raubtierprobe von dem mehrfach ausgezeichneten Dompteur ein bisschen mehr zu erfahren als das, was man bei einem seiner Auftritte mitbekommt.

Also erzählt der 37-jährige Engländer in gutem Deutsch, wie wichtig es sei, seine Tiere gut zu kennen und sie nicht brechen zu wollen. „Ein guter Tierlehrer lässt dem Tier seinen Charakter“, sagt er. Auch wenn einer, wie der junge Löwe, lieber „schmusen“ und eben nicht Männchen für einen kleinen Brocken Fleisch machen will. Also kuschelt Lacey jr. — aber erst, als die anderen Tiere wieder aus der Manege sind. Sicher ist sicher.

Dompteur im Circus Krone: Keine Angst vor großen Katzen

© Tina Fengler

Die drei jungen Tiere gehören quasi zum Kindergarten des Dompteurs und sind noch keine Profis. Anders Diamond, Nambia und Kiara. Die drei großen Löwen springen und folgen Lacey jr. aufs Wort, während er erklärt, dass die Peitsche nicht wehtue oder, dass Geduld und Belohnungen wichtig bei seiner Arbeit seien. Aber auch Autorität, Vertrauen und Liebe.

Letztere nimmt man ihm durchaus ab, wenn er mit seinen Tieren spricht oder sieht, wie geduldig er reagiert, wenn ein Löwe eben nicht gleich das macht, was er sich vorstellt. Vielleicht vermittelt er dieses Gefühl ja auch, weil er mit Raubkatzen aufgewachsen ist. Seine Familie hält seit 60 Jahren Löwen und Tiger, wie er auf die Frage antwortet, wie man überhaupt zu so einem doch eher ungewöhnlichen Job kommen kann.

Liebevoll vs. artgerecht

Kritische Fragen will an diesem Vormittag jedoch keiner stellen. Vielleicht kommen sie den Besuchern angesichts der sympathischen Art des Dompteurs mit seinen vor Kraft strotzenden Tieren gar nicht in den Sinn. Dennoch: Was Lacey jr. als liebevolle Arbeit bezeichnet, ist für Tierschützer eine überflüssige Tierquälerei. Eines ihrer Argumente ist nicht nur die fehlende artgerechte Haltung, sondern auch die Belastung für die Tiere, die von Stadt zu Stadt tingeln müssen.

So fordert unter anderem der Deutsche Tierschutzbund seit Jahren ein Wildtierverbot in Zirkussen. In Österreich ist dies längst der Fall, in anderen Ländern der EU sind Auftritte nur noch eingeschränkt erlaubt. Auch vom Bundesrat gab es inzwischen entsprechende Beschlüsse. Doch die wurden nie umgesetzt, weil sie für die Bundesregierung nicht bindend sind.

Von all dem will in diesem Moment niemand etwas hören. Stattdessen verzeihen die Zuschauer Lacey jr., dass die schöne Löwin Princess nicht dabei sein kann, weil sie sich um ihre vier Babys kümmern muss. Auch das versprüht den Hauch von heiler Tierwelt. Draußen dann wartet der Rest von seiner Tier-Truppe in seinen Käfigen. Warten auf den Auftritt in zwei Stunden, dann gibt es wieder das wahre Manegen-Leben.

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