Ekel-Essen geknipst: Altenheim wirft Rentner Jürgen raus
30.6.2015, 18:42 UhrFrührentner Jürgen lebt in einem Seniorenheim, in der Regensburger Straße in Nürnberg. Die unappetitlichen Mahlzeiten des 63-Jährigen, der an einer Lungenkrankheit leidet, haben ihn berühmt gemacht. Und ihm gleichzeitig großen Ärger eingebracht.
Vor einer Woche hatte er zum ersten Mal einen Teller mit Kartoffelbrei und dunkelbrauner Soße mit Stückchen auf seiner Facebook-Seite "Jürgen fotografiert sein Essen" gezeigt, macht das seitdem immer wieder - mit Folgen: Seine Seite hat schon fast 18.000 Anhänger, N24 möchte an seinem Bett ein Filmchen drehen, Focus und Bild wollen Interviews. Er rührt die Menschen.
In acht Wochen muss Jürgen raus
Eva Patricia-Rußegger, die für ihren alten Freund die Fotos auf der Facebook-Seite veröffentlichte, will Aufmerksamkeit für die generelle Situation der Menschen in Altenheimen schaffen. Mit einer derart riesigen Resonanz hatte sie nicht gerechnet. Alle Medien wurden daher stets gebeten, den Namen der Senioreneinrichtung zu verschweigen, weil sie und Jürgen auf keinen Fall dieses Heim speziell oder gar das überforderte Pflegepersonal anprangern wollten.
Doch die Heimleitung sieht das offenbar anders. Weil sie inzwischen herausgefunden hat, woher die Fotos kommen und ihren Ruf ruiniert glaubt, will sie den unbequemen Bewohner loswerden. Wie die Nürnberger Zeitung erfuhr, wurde Jürgen in einem Gespräch am Dienstag eröffnet: Er muss die Einrichtung in acht Wochen verlassen. Zudem "rate" man ihm, ab sofort nichts mehr über seine "persönliche Situation" im Internet zu verbreiten: keine Bilder, keine Kommentare. Das Mittagessen am Montag dürfte demnach das letzte Foto sein, das veröffentlicht wurde. Der Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster schmeckte Jürgen übrigens.
Suche nach Heim und Rechtsanwalt
Eigentlich hatte der 63-Jährige ja gehofft, dass die Heimleitung "das nicht in aller Zukunft so machen will". Dass das Essen schmackhafter und die Portionen größer werden. Stattdessen sucht er nun dringend einen neuen Heimplatz.
Da der Frührentner im Rollstuhl sitzt und im Heim kein WLAN hat, ist er auf Tipps und Empfehlungen angewiesen. Und weil er rechtliche Auseinandersetzungen fürchtet, benötigt er zudem einen auf Sozialrecht spezialisierten Rechtsanwalt. Dass die Mahlzeiten in dem neuen Heim schmackhafter sind, dürfte nun Jürgens kleinste Sorge sein.
Sie kennen ein schönes Heim, das noch einen Platz frei hat? Oder einen Rechtsanwalt, der Jürgen eventuell gerichtlich vertreten könnte? Bitte melden Sie sich bei Marion Engling, 0172/1483460.
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