Es kommt Schwung in die Kulturhauptstadt-Bewerbung
23.2.2017, 06:00 Uhr"Pack mer’s Kulturhauptstadt Nürnberg 2025", rief die Kulturreferentin kämpferisch am Ende der eineinhalbstündigen Veranstaltung in den großen Saal der Kulturwerkstatt. Damit auch wirklich alle merken, wie wichtig das Thema ist, hatte Lehner eine gelbe Signalweste mit dem fränkischen Motto übergeworfen.
Warum die Bewerbung Nürnbergs? Sie soll ein Blick in die langfristige Entwicklung der Stadt sein. Auf der Basis eines erweiterten Kulturbegriffs soll die ganze Stadtgesellschaft eingebunden werden. Es werden Antworten auf die Herausforderungen Europa, Migration und Globalisierung gesucht. "Außerdem sollen das Selbstverständnis der städtischen Gesellschaft und das Image Nürnbergs geschärft werden", so Lehner.
Es gehe nicht darum, die Stadt von ihrer schönsten Seite im Verbund mit vielen Events zu zeigen oder die Vergangenheit zu verklären. Sondern man wolle auch auf Schattenseiten offen hinweisen und zeigen, wie diese Probleme mit der "Kraft der Kultur" gelöst werden.
Die Projekte Nürnbergs
Dabei darf auch nicht vergessen werden, so die Kulturreferentin, dass die Veranstaltungen und Projekte, die in der Bewerbung eine Rolle spielen, nachhaltig, finanzierbar und umsetzbar sein müssen. "Ein Wolkenkuckucksheim hilft nicht", so Lehner vor 220 Zuhörern. Etwa zehn bis zwölf deutsche Städte werden sich um den Titel "Europäische Kulturhauptstadt 2025" bewerben. Bis zum Frühjahr 2019 muss ein rund hundert Seiten dickes Bewerbungsbuch mit den Projekten Nürnbergs vorliegen. Ende 2019 erfolgt dann die Vorauswahl und drei bis vier Städte bleiben übrig. Im Herbst 2020 bestimmt dann eine internationale Jury, welche Stadt den Zuschlag erhält.
"Es werden Städte ausgewählt, die es nötig haben", sagte Lehner. Dabei gehe es nicht um Bauten, sondern um Partizipationsprozesse der jüngeren Generation und wie diese die Zukunft sehen. "Wir reden von jenseits 2030."
Eine richtige Diskussion kam am Ende nicht zustande. Kritik an der Bewerbung gab es kaum. Der Hinweis, dass die Stadt eigentlich kein Geld hat und jetzt rund fünf Millionen Euro für die Bewerbung ausgeben wird, konterte Lehner mit dem Argument, dass ein investierter Euro mehrfach zurückkommt: Vor allem touristisch profitierten die bisherigen Kulturhauptstädte.
7 Kommentare
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Der Clubb is a Depp und i AAAA
@ 90408
Zitat: "Und informieren Sie sich mal bei den Städten, die so etwas schon durchgemacht haben, was da so zurückfliesst... "
Ich war 2003 in Graz während diese gerade Europas Kulturhauptstadt war, zufällig und ohne diesen Umstand gewusst zu haben. Es war ein Riesen Erlebnis und in jeder Hinsicht eine Offenbarung!
Im Sommer 2016 war ich mal wieder in dieser tollen Stadt und habe genau das Gegenteil erlebt was sie gerade behaupten, in Gesprächen mit Grazern, Touristenführern und selbst unsere Gastgeber im Hotel (das 20Km Außerhalb der Stadt lag) wurde das Thema "Kulturhauptstadt" durchweg positiv bewertet und als Riesen Zugewinn gesehen.
Sie haben natürlich Recht das solche Investitionen nicht direkt an die gesamte Bevölkerung zurück fliesen! aber Welche Investition macht das?
Man Kann nur Hoffen das die Mehrheit der Franken etwas Weitsichtiger denkt!
Fanthomas
Ich sehe darin kein Problem das der Steuerzahler dafür aufkommt was der Allgemeinheit nutzt. Schwierig dabei ist allerdings, dass man hierzu keine klassische Kosten / Nutzenrechnung aufstellen kann, weshalb solche Themen immer etwas nebulös sind, und folglich recht kontrovers diskutiert werden.
Anders verhält es sich bei PPP / ÖPP, wenn die Gewinne privatisiert und Verluste solidarisiert werden. Da schwillt mir regelrecht der Kamm. Aber das hier, ist definitiv ein anderes Thema.
90408
@domenush: Aha, da wollen SIe jetzt aber sicher keine detaillierte Rechnung aufmachen, oder? Die von Ihnen aufgezählten Branchen profitieren vlt. kurz davon, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze werden in diesen Branchen aber kaum zu finden sein. Wird doch jetzt schon die Masse mit 450 € - Jobbern gemacht.
Und informieren Sie sich mal bei den Städten, die so etwas schon durchgemacht haben, was da so zurückfliesst...
Diese Milchmädchenrechnungen werden immer dann aufgestellt, wenn man exorbitantes Steuermittel-Verschwenden begründen will. Ob Sport-Großveranstaltung oder sonstiges. Zum Schluß gibts dann immer einen, der draufzahlt: Der Steuerzahler.
domenush
@90408: für die vielen Nürnberger Unternehmen die vom Tourismus leben? Hotels, Restaurants, Einzelhandel, Stadtführer....das sind sehr personalintensive Branchen, daher schafft es nicht in unerheblichem Ausmaß Arbeitsplätze. Die Stadtkasse profitiert über deren Gewerbesteuer. Außerdem besuchen Touristen Museen, Opernhaus/Theater... und kaufen Tickets bei der VAG.
Der Kaktus
Hm, also es muss ein Buch mit 100 Seiten erstellt werden wo man seine Wünsche und Pläne rein schreibt. Und das kostet 5 Mio. €??? Werden hier noch Autoren gesucht? Ich denke, dass Nürnberg auch ohne so einen sinnlosen Titel weltweit genug bekannt ist und jährlich auch entsprechend Touristen anzieht. Das Geld kann bei der ohnehin chronisch klammen Stadtkasse bestimmt wesentlich sinnvoller eingesetzt werden.