Fahrradstellplätze fallen weg: Ärger am Nürnberger Bahnhof
22.12.2017, 05:50 UhrJürgen F. ist Berufspendler. Seit 2008 fährt er beinahe täglich zu seinem Arbeitsplatz nach München. Da er unweit des Nürnberger Hauptbahnhofs wohnt, benutzt er das Rad, um es dann auf dem überdachten Platz im ICE-Parkhaus abzustellen. Das sei nicht nur bei schlechtem Wetter von Vorteil, so Jürgen F., auch der Sicherheitsaspekt mit Blick auf einen möglichen Diebstahl sei nicht zu vernachlässigen, "da das sehr freundliche und hilfsbereite Parkhaus-Personal immer ein Auge auf den Abstellbereich hat". Plötzlich jedoch stand er vor verschlossenen Türen. Ohne jede Vorankündigung war der Bereich verriegelt worden.
"Die Kommunikation lief nicht ganz glücklich", gibt Bahnpressesprecher Michael-Ernst Schmidt zu. Aber er sieht gute Gründe für die Absperrung der Parkhausplätze. Durch den Abriss der Hauptpost und den Neubau eines großen Hotel- und Geschäftskomplexes an dieser Stelle entstehe eine ganz neue Erschließungssituation. Da sowohl der Pkw- als auch der Lkw-Verkehr über eine kleine Stichstraße abgewickelt werden müssten, werde das Fahrradfahren an dieser Stelle "relativ gefährlich". Deshalb habe man sich entschlossen, die Stellplätze im Parkhaus auf Dauer dichtzumachen. Im Übrigen sei es nicht die Aufgabe der Deutschen Bahn, Fahrradstellplätze vorzuhalten, das sei Aufgabe der Kommune.
Auch am Ostausgang des Hauptbahnhofs dürfen die überdachten Stellplätze nicht mehr genutzt werden. Zwar weist ein Schild darauf hin, dass die Drahtesel künftig am Nelson-Mandela-Platz "geparkt" werden sollten, doch es hält sich offenbar nicht jeder daran. Trotzdem rief das Fahrradverbot jetzt den ADFC auf den Plan. In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Maly beklagt Vorsitzender Jens Ott den Wegfall dieser witterungsgeschützten Stellplätze.
Den Hinweis auf die Südseite des Hauptbahnhofs würden viele Radler "als Hohn" empfinden, so Ott. Denn erstens sei der Platz von Norden her mit dem Rad nur äußerst umständlich zu erreichen, zweitens seien die Stellplätze dort meist voll belegt und drittens auch nicht witterungsgeschützt. Ott fordert den OB deshalb auf, möglichst rasch für Ersatz zu sorgen. "Für den Umbau des Bahnhofsplatzes wurden vonseiten der Stadt Mittel aus dem Radwegebau-Etat zur Verfügung gestellt", sagt der ADFC-Vorsitzende. Doch die Situation für den Radverkehr habe sich vor dem Nürnberger Hauptbahnhof zum Jahresende insgesamt eher verschlechtert: "Das kann sicherlich nicht sinnvoll und angemessen sein."
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