Gauck fordert in Nürnberg offene Herzen für Zuwanderer
15.1.2013, 17:42 UhrBundespräsident Joachim Gauck hat sich für «offene Tore für Zuwanderer» ausgesprochen und zugleich einen Mentalitätswandel bei der Bevölkerung im Umgang mit Asylbewerbern gefordert. Deutschland brauche eine stärker ausgeprägte Willkommenskultur, sagte er am Dienstag vor Mitarbeitern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. «Das wäre mal was, wenn die, die in unserem Land wirklich Schutz suchen, mit Freude und offenem Herzen empfangen werden», beschrieb er seine Vision von einer offenen Gesellschaft.
Der Bundespräsident erinnerte dabei an das Schicksal vieler früherer DDR-Flüchtlinge. Auch sie hätten Schutz und Menschen gesucht, «die den DDR-Flüchtlingen das Gefühl gaben, da kommt nicht nur eine Last, sondern ein Mensch mit eigenem Anspruch auf Rechtstaatlichkeit und Lebensglück». Und nur, wenn sie solche Menschen und Behörden gefunden haben, «die wissen, warum sie helfen, hat Integration geklappt», sagte Gauck.
Gauck räumte bei dem Empfang im Foyer des Migrationsbundesamtes zugleich ein, dass Deutschland nicht alle Menschen aufnehmen könne, «die bei uns sein wollen». Umso wichtiger sei es, dass Mitarbeiter des Bundesamtes abgelehnten Asylbewerbern «freundlich und offen gegenübertreten».
Zum Thema «Willkommenskultur» sagte Gauck, er selbst sehe sich als Bundespräsident in der Pflicht, eine entsprechende Haltung künftig stärker einzufordern. Dazu gehöre auch, dass er Menschen auszeichne, «die daran mitwirken, eine Kultur des Miteinanders der Verschiedenen mit Leben zu erfüllen». Die Bundesbürger sollten sich stärker bewusst machen, dass Zuwanderer eine Bereicherung seien, «wenn wir es denn zulassen».
Zuvor hatte Gauck bei einem Besuch der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit dem BA-Vorstand die aktuelle Arbeitsmarktlage erörtert. Besonderes Interesse habe er dabei an Strategien gezeigt, mit denen sich auch schwerer vermittelbare Arbeitslose in den Arbeitsmarkt integrieren ließen, hatte Gauck nach dem Gespräch mit BA-Chef Frank-Jürgen Weise erklärt. Auch sei über das Thema «Jugendarbeitslosigkeit» gesprochen worden sowie über Möglichkeiten, die Chancen von Zuwanderern auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, berichtete die Bundesagentur später.
Für Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt war der Besuch der Bundesbehörden zugleich ihr erster offizieller Auftritt als First Lady in ihrer Heimatstadt. Sie hatte zuletzt bei der «Nürnberger Zeitung» als Politik-Redakteurin gearbeitet. Schadt gab sich beim Zusammentreffen mit früheren Kollegen betont locker, schüttelte Hände und fand sogar ein wenig Zeit für einen Plausch mit den Berichterstattern. Dabei bekannte sie offen: «Ich hätte gern mehr Zeit für den Nürnberg-Besuch. Leider habe ich gleich morgen früh schon wieder einen offiziellen Termin in Berlin.»
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