Hier gibt es schwarzes Gold: Neuer Plattenladen in Nürnberg
15.4.2016, 06:00 UhrAm Anfang war "ArtPhoenix". Drei Jahre lang arbeitete Marc Storma bei dem Schallplattenversand mit Sitz in Georgensgmünd, der die letzten Jahre auch ein Ladengeschäft in Nürnberg betrieb. Ende 2015 gab Besitzer Manfred Krug "ArtPhoenix" nach über 25 Jahren auf. Storma übernahm Versand und Internetseite und führt sie unter dem Namen "Goldvinyl" weiter.
Ein Laden sollte es trotzdem wieder werden. Schnell waren neue Räume in der Innenstadt gefunden, Storma spricht von einem "begehbaren Lager". In einer ehemaligen Likör-Küche im ersten Stock über der "Hey Hey"-Bar in der Klaragasse findet sich eine kleine, aber feine Auswahl an Schallplatten.
Im Angebot ist ausschließlich Neuware: Rock, Pop und vor allem Jazz. "Hochwertige Pressungen von analogen Aufnahmen, das ist mein Ding", sagt Storma, der "die Nische in der Nische" sucht. "Die wilden mainstreamigen Sachen habe ich in der Regel auch da, aber die interessieren mich nicht so. Das Abseitige ist mir lieber."
"Goldvinyl" ist eine One-Man-Show mit allen Vor- und Nachteilen. Im Ladengeschäft kann man auch seine Schallplatten waschen und bügeln lassen. Letzteres bringt verwellte Rillen tatsächlich wieder in die Spur. Für Fachgespräche bei einem Kaffee steht eine schicke kleine Hinterhof-Dachterrasse bereit.
Warum Schallplatte? "Ich mag es, Musik zu besitzen und in den Händen zu halten", sagt der 34-Jährige. Seine Beobachtung: Die CD ist am Ende und die Schallplatte auf dem Weg zum Luxusobjekt. Den Sprung in die Hier- und Jetztzeit hat das antike Tonträger-Medium ohnehin geschafft, weil den meisten neuen Vinyls in der Regel ein Download-Code für das Album als mp3 beiliegt.
Storma selbst hat das Ende der Schallplatte noch miterlebt. Als Kind der 90er kaufte er CDs, bis er über die DJ-Kultur erlebte, wie dort mit Vinyl die wildesten Sachen gemacht wurden. Der Dortmunder, den es für sein Studium über die Stationen Bamberg und Erlangen nach Nürnberg verschlug, war angefixt. Seit ein paar Jahren hört Marc Storma ausschließlich Schallplatten. Seine CDs hat er bis auf einige wenige nostalgische Erinnerungsstücke alle verkauft.
"Dabei bin ich keiner von denen, die verbissen behaupten, Vinyl klänge immer besser. Als Tonträger ist es ein superunbequemes Medium, sehr empfindlich, und jeder Umzug ist die Hölle. Trotzdem: Schallplatte ist mehr als nur Musik."
Wir haben hier alles Wissenswerte zum "Record Store Day" am 16. April zusammengefasst.
Vor drei Jahren sprachen wir mit Nürnbergs Plattenhändler über Vinyl und den Trend "Sleevefaces" - dabei herauskam diese Galerie:
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