Im Tretboot mit Söder: Der Heimatminister auf "seinem See"
1.8.2017, 05:30 UhrAm Anfang steht die Qual der Wahl. Welches Tretboot hätt’ mer denn gern? "A blaues!", ist Markus Söder klar. Zielstrebig geht er den Steg entlang, dann krempelt er die Jeanshosen hoch und zieht die Slipper aus. "Die werden sonst nass." Dann geht es los. Im Gleichtritt fährt der Finanzminister mit der Journalistin über den Wöhrder See, der Fotograf samt Pressefrau hinterher.
Das letzte Mal im Tretboot saß Söder mit seinem Sohn. "Wir beide hätten uns gegenseitig aber schon längst mit Wasser vollgespritzt", sagt er und lacht. Ab und zu fährt er mit seinen Kindern über den Wöhrder See, der seit den Umstrukturierungen, für die er sich eingesetzt hat, irgendwie auch "sein See" ist. Man fühlt sich schon verantwortlich, sagt Söder und fischt wie zum Beweis einen alten Tetrapak aus dem Wasser. Er selbst schwimmt auch manchmal hier, erzählt er. An der neuen Norikus-Bucht, im Volksmund schon Söder-Ufer genannt. Die Umsetzung der Stadt dauert ihm aber zu lange. Keine Klos, zu wenig Mülleimer - das müsse sich dringend ändern.
Viel Freizeit hat Söder nicht, auch der Tag heute ist durchgetaktet, vom Tretbootfahren mit der Presse bis zum Bierzeltauftritt am Abend. Erst nach Mitternacht wird er heimkommen, schätzt er. Eine Umtriebigkeit, die der 50-Jährige mag. "Das Leben ist eine Baustelle. Und die Politik auch", findet er. Auch wenn die Tage voll sind, sei keiner wie der andere. "Es gibt immer ein neues Problem. Das ist ja das Schöne!", sagt Söder und wirkt darüber glaubhaft erfreut.
Abschalten - etwas, das in seinem Job nur selten vorkommt. Im Urlaub, den er gerne mit der Familie auf Mallorca verbringt, vielleicht. Aber auch da muss er erreichbar sein. Einmal ganz weg sein von allem, eine lange Reise machen - so etwas kann sich Söder schon vorstellen. Aber nur in weiter Ferne, am Ende seiner Karriere, in der Rente. Ein Land steht da ganz oben auf seiner Liste: Amerika. Genauer gesagt, der Grand Canyon - den würde der gebürtige Nürnberger, der in Schweinau aufgewachsen ist, gerne einmal sehen. Die Reise, natürlich von Berufs wegen, die ihn bislang am nachhaltigsten beeindruckt hat, war eine Reise nach Norwegen. Die Wale dort in der Arktis zu sehen, das sei ein ganz besonderes Erlebnis gewesen, erzählt Söder. Ansonsten ist er bekanntermaßen Franken-Fan. An einem anderen Ort als in Nürnberg zu leben, könnte er sich nicht vorstellen. Wegen der Familie und der Heimat habe er sich damals auch gegen Berlin entschieden, betont er. "Das Schönste an Berlin ist immer der Heimweg nach Nürnberg", sagt er und lacht. Ein Witz, den der Heimatminister gerne einmal macht.
Nena findet er cool
Für den Fotografen spritzt er ein bisschen Wasser in die Kamera, dann tritt er weiter. Die Frage, mit wem er gerne einmal im Tretboot sitzen würde - ja, bitte außerhalb der Politik gedacht –, kann er beantworten, ohne lange nachzudenken: "Mit Nena! Die ist cool", sagt er. Schon in der Jugend fand er die Sängerin gut. "Auch wenn wir politisch vielleicht nicht ganz zusammenkommen", schiebt er nach und grinst. Und gemeinsam mit Seehofer im selben - Achtung, Wortspiel - Boot zu sitzen? Käme da vielleicht der klitzekleine Gedanke an eine spontane Kenterung auf? Darauf sagt Söder nichts. Nur so viel: "Der bessere Schwimmer bin auf jeden Fall ich ..."
Nach einer Stunde ist es Zeit anzulegen. Bitte das Boot vorher umdrehen, versucht der Besitzer des Verleihs am Steg zu gestikulieren. Das ist dem Minister aber wurst, er parkt vorwärts ein. Fährt ein Söder etwa nicht rückwärts? Doch. "Manchmal muss man einen Rückpass machen, um besser nach vorne zu kommen", sagt Söder mit vielsagendem Blick. Ein Spruch wie aus dem Lehrbuch für Politiker. "Ich bin Hobby-Philosoph", sagt er. Dann steigt er aus und geht an Land. Dort warten schon die Mokassins und seine Pressereferentin. Und danach jede Menge Baustellen.
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