Immer mehr Einsätze: Luftrettung feiert 50. Geburtstag
6.8.2018, 05:57 UhrNiemand will mit ihnen etwas zu tun haben. Und doch sind die Menschen froh, dass es sie gibt: Die Luftrettung. Ob Christoph Dortmund, Christoph Weser, Christoph Berlin oder Christoph München — die Helikopter der gemeinnützigen DRF Luftrettung mit dem Namen des Schutzheiligen der Reisenden (Christophorus) stehen an 29 Stationen in Deutschland und an zwei in Österreich. Eine der Basen ist am Nürnberger Flughafen. Hier feiern die Luftretter ein Jubiläum — vor 50 Jahren, Ende Juli 1968, startete der Modellversuch, zur unfallträchtigen Urlaubsreisezeit Hilfe aus der Luft anzubieten. Betreiber zur Geburtsstunde war damals noch das Bayerische Rote Kreuz.
Aus dem Modell wurde eine feste Institution mit einer viel größeren Aufgabenpalette als noch Ende der 60er Jahre. Kommt etwa ein Baby zu früh zur Welt und entwickelt Blutungen im Kopf droht Lebensgefahr. In so einem Fall steigt "Christoph Nürnberg" vom Albrecht-Dürer-Airport auf, ein Hubschrauber des Typs H 145. Das Frühchen wird so schnell und schonend wie möglich in eine Spezialklinik geflogen.
Flüge für Intensivpatienten
Die DRF, vormals Deutsche Rettungsflugwacht e. V., betreibt allerdings noch einen weiteren Helikopter: Christoph 27, der vorrangig für die schnelle Notfallrettung zuständig ist. Besonders in der Sommerzeit häufen sich für die Crews von Christoph 27 Einsätze zu verunglückten Motorradfahrern und Freizeitsportlern, heißt es in der DRF-Pressestelle in Filderstadt.
Während Christoph 27 von 7 Uhr morgens bis Sonnenuntergang einsatzbereit ist, steht Christoph Nürnberg 24 Stunden im Dienst. Seine Crew besteht aus einem Piloten (nachts sind aus Sicherheitsgründen zwei an Bord), einem Notarzt und einem Notfallsanitäter. Das Team fliegt in erster Linie Intensivpatienten von Klinik zu Klinik. Von den mehr als 900 Einsätzen sind zwei Drittel "dringende Intensivtransporte, zum Beispiel für eine lebensrettende Herzoperation", berichtet Pilot Willi Pfitzinger.
Schwere Unfälle im 24-Stunden-Dienst
Die Entfernungen sind deutlich größer, als bei Christoph 27. Alarmiert wird das Team hauptsächlich in Bayern. Doch geflogen wird auch nach Berlin, Leipzig oder Rostock. "Am vergangenen Montag holten wir einen Intensivpatienten in Aschaffenburg ab und transportierten ihn nach Heidelberg. Da waren wir rund drei Stunden unterwegs", sagt der 58-Jährige gegenüber den Nürnberger Nachrichten.
Christoph Nürnberg übernimmt aber auch Notfallrettungen, bei denen es schnell gehen muss, wenn etwa Christoph 27 gerade einen Einsatz fliegt oder es nach Einbruch der Dunkelheit einen schweren Unfall gibt. Der 24-Stunden-Dienst fordert vom Team um Willi Pfitzinger viel ab. 30 Ärzte, acht Piloten und acht Notfallsanitäter stehen der DRF am Nürnberger Flughafen zur Verfügung. Pfitzinger stellt allerdings fest, dass das Einsatzaufkommen für die Luftrettung steigt.
Woran das liegt? "Es gibt immer weniger Notärzte, die am Boden zur Verfügung stehen." Ist unten gerade keiner zu greifen, wird die Luftrettung alarmiert. Das bestätigt auch Thomas Schertel, Sprecher der Berufsfeuerwehr Nürnberg, in deren Zuständigkeit die Integrierte Leitstelle fällt.
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