IWA in Nürnberg: Waffenschau mit makabrem Beigeschmack
08.03.2014, 12:46 Uhr Wer glaubt, dass Waffennarren fantasielose Gesellen sind, der wird auf der IWA eines Besseren belehrt. So viele Kostüme wie hier — vom Piraten bis, natürlich, zum Tarnanzug — sind nicht einmal auf der Spielwarenmesse zu sehen. Nur dass die Verkleidungen eher martialisch daherkommen. Weil die deutschen Waffengesetze relativ strikt sind, kommt man hierzulande — es sei denn, man ist Sportschütze oder Jäger — mit Schusswaffen kaum in Kontakt. Ein Rundgang über die IWA ist deshalb wie ein Blick in eine andere Welt.
Und dort gibt es viel Skurriles bis Makabres zu bestaunen: Da sind zum Beispiel die ausgestopften Füchse und Hasen, die der italienischen Firma Marsupio als Schaufensterpuppen dienen, um Outdoor-Rucksäcke zu präsentieren. Oder die 9-mm-Patronen, die ein Munitionshersteller in Bonbonbehältern zum Mitnehmen anbietet.
Grotesk mutet es auch an, was sich alles auf den Umsatz der Branche auswirkt: Auf 330 Mio. € habe sich der Produktionswert deutscher Jagd- und Sportwaffen 2013 gesteigert, sagt Klaus Gotzen vom zugehörigen Verband. Das bedeutet 15 Prozent Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr — hauptsächlich weil in den USA die Nachfrage stieg. „Wir haben dort von den Befürchtungen vor strengeren Waffengesetzen profitiert“, sagt Gotzen. Aus Angst vor neuen Regelungen wollten sich offenbar viele Amerikaner noch mit Waffen eindecken. Ausgelöst hatten die Debatte die Amokläufe an einer Grundschule in Newton und in einem Kino in Aurora. Dabei starben vierzig Menschen.
Einbruch um 30 Prozent
Für Deutschland bekräftigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in seiner Eröffnungsrede zur IWA, dass die Bundesregierung das Waffenrecht nicht weiter verschärfen wolle. Im Koalitionsvertrag sei lediglich eine Anpassung der Gesetze an neue technische Möglichkeiten der Waffenaufbewahrung — etwa durch biometrische Sicherung — vorgesehen.
Wie schnell sich Gesetze auf das Geschäft niederschlagen können, hat der Schweizer Taschenmesser-Hersteller Victorinox erfahren. Nach dem 11. September brach der Umsatz mit den Messern „von einem Tag auf den anderen“ um dreißig Prozent ein, sagt Hans Schorno von der Traditionsfirma. Der Grund: Bis zu den Anschlägen waren die roten Messer mit dem weißen Kreuz in jedem Duty-Free-Shop zu haben. Damit war es nach der Verschärfung der Flughafensicherheit in Folge von 9/11 vorbei.
Inzwischen hat sich das Unternehmen dank anderer Standbeine erholt, mittlerweile gibt es von Victorinox auch Uhren, Reisegepäck und Bekleidung. Kaufen kann man das in eigenen Markenshops, die das Unternehmen ausbauen will. Die Geschäfte sollen noch einen Zweck erfüllen: „Uns sterben viele Messerschmiede weg, deshalb müssen wir den Service selbst in die Hand nehmen“, sagt Schorno.
Neben Waffen stehen auf der IWA auch Outdoor-Utensilien im Blickpunkt: Die Firma Swarovski Optik bietet etwa einen iPhone-Adapter für ihre Ferngläser und Zielfernrohre an. So kann man auch mit dem Smartphone Fotos mit bis zu 40-facher Vergrößerung machen. Am Stand von Essential Elements liegen die Apple-Geräte dagegen im Aquarium — und funktionieren einwandfrei. Eine wasserdichte Plastikhülle der US-Firma Loksak macht es möglich. Sogar bedienen lässt sich das Telefon durch die Folie hindurch, so dass Videos beim Tauchen möglich seien sollen.
Unfälle verhindern
Für die Hersteller für Jagdwaffen ist Sicherheit ein großes Thema: Die Österreicher Steyr Mannlicher haben ein Jagdgewehr entwickelt, das sich selbst entspannt, sobald es in einem bestimmten Winkel gehalten wird. Das soll Unfälle verhindern.
Nicht alle Waffen, die es auf der IWA zu sehen gibt, sind tödlich: Der Großhändler Battle-Merchant bietet Nachbildungen von Schwertern und Rüstungen an. Gedacht sind sie für aufwendige Rollenspiele und Re-Enactments, bei denen die Darsteller versuchen, Geschichte authentisch nachzuspielen, Schaukämpfe inklusive. Doch während die Schauspieler nach ihrem inszeniertem Tod einfach wieder aufstehen — die echten Waffenopfer bleiben liegen.
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