Kreativ in Gostenhof: Comickünstler Benedikt Beck
20.12.2012, 07:00 Uhr"Lollipop" klingt putzig - doch es geht um einen der bekanntesten amerikanischen Superhelden — um Batman. „Was mich an Batman interessiert, ist die Idee, dass er sich eine Maske aufsetzt, um zum Symbol zu werden“, sagt Benedikt Beck. „Es ging mir nicht wirklich um die Action, sondern um die Charakterdynamik.“ Erst durch sein Handeln als Superheld erschafft Batman die Superschurken.
Die Arbeit an dem Comic dauerte einen Monat. „Was extrem schnell für mich ist“, erklärt der Zeichner. Denn Beck ist kleinlich und perfektionistisch, was seine Werke angeht. „Schon nach einer Stunde hätte ich es wohl anders gemacht“, sagt er über „Lollipop“ und ein Lächeln erscheint auf dem Gesicht hinter der großen Brille. „Aber das muss man auch irgendwann abschalten, sonst kommt man ja nie zu Potte.“
Vor knapp zwei Jahren erschien „Normen Minus“, sein Comic über die Verarbeitung des Endes einer Beziehung. „Schamlos autobiografisch“, nennt Beck ihn. Nur der Schluss ist erfunden. „Aber die Figur, der Charakter ist wirklich 1:1, da habe ich mir keine literarische Freiheit genommen.“ Und so spielt der Comic in Nürnberg. In einer Auflage von 200 Stück publizierte Beck das Werk selbst, das seine Diplomarbeit war.
„Neil Gaiman hat mal gesagt, einen Comic als Graphic Novel zu bezeichnen, ist so, als würdest du eine Prostituierte als Dame der Nacht bezeichnen“, zitiert Beck trocken den Autor der bekannten „Sandman“-Reihe. Wie man seine Arbeit nennt, spielt allerdings keine Rolle. „Normen Minus“ ist einfach gut erzählt. Auch die Karikaturen, die Beck auf der Internetseite „Das Salz“ veröffentlicht, zeigen, dass er ein ungewöhnlicher Zeichner ist.
Beck beeinflussten vor allem Cartoons wie „Cow & Chicken“ oder „Ren & Stimpy“. „Das ist die Richtung, in die ich gerne gehen möchte, dieses Überzeichnete“, so Beck. „Ich glaube, das war ursprünglich gar keine bewusste Entscheidung, sondern es waren die Einflüsse, die es am Anfang gegeben hat.“ Neben dem Sender Cartoon Network nennt Beck da noch die Simpsons und Disney.
„Es liegt mir einfach, Dinge so darzustellen. Ich habe bei meiner Arbeit kein großes Interesse an der Realität, sondern eher an der Karikatur der Realität – ästhetisch meine ich.“ Becks Blick wird ernst. „Was inhaltlich nicht heißt, dass man keine tieferen Themen behandeln kann. Nur weil es ästhetisch in einem cartoonigen Stil ist, muss es inhaltlich nicht automatisch lustig sein.“ Da orientiert Beck sich an den amerikanischen Underground-Comics, an Werken von Charles Burns und Daniel Clowes. „Das sind die Könige ihres Genres.“
Das Zeichnen bedeutet dem 27-Jährigen so ziemlich alles, das schwingt in jedem seiner Worte mit. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals nicht gezeichnet habe.“ Bereits als Jugendlicher veröffentlichte er erste Comics bei einem Independent-Verlag, die Süddeutsche Zeitung wurde auf ihn aufmerksam. Neben einem kleinen Porträt erschienen auch ein paar seiner Zeichnungen in dem Blatt. 2010 machte Beck seinen Abschluss an der Ohm Hochschule in Mediendesign, bereits davor arbeitete er drei Jahre als freier Illustrator.
„Es liegt einfach in mir, es so zu machen, die Vermischung von traurigen und düsteren Themen mit Humor“, sagt Beck. „Ich glaube, das ist für mich die einzige akzeptable Art überhaupt mit einer Realität umzugehen – mit einem guten Schlag Humor.“
Am Samstag, 22. Dezember, um 12 Uhr stellt Beck seinen Comic „Lollipop“ bei einer Signierstunde im Nürnberger Ultra Comix in der Vorderen Sterngasse 2 vor. Originalseiten gibt es zuvor schon im Schaufenster zu sehen.
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