Krise in Athen kümmert Nürnbergs Urlauber recht wenig
5.4.2015, 06:00 Uhr"Die Griechenland-Pleite naht." "Schuldenkrise - wann sind die Kassen leer?" "Griechen geht Ende des Monats das Geld aus." An Schlagzeilen über die schwierige Situation in Griechenland kommt niemand vorbei. Bis vor kurzem. Dann rückt ein dramatischer Flugzeugabsturz die finanziellen Probleme am Mittelmeer und das bis vor kurzem arg zerrüttete politische Verhältnis zu Deutschland etwas in den Hintergrund. Gelöst aber sind die Probleme Griechenlands nicht.
Das gilt auch für die Sorgen, die die Krise Griechen hier wie dort bereitet. Und auch manchem Hellas-Urlauber, obwohl die Hauptsaison an der Ägäis erst im Juni beginnt. Dann fliegt auch Markus (Name geändert) mit seiner Frau von Nürnberg aus in den Süden. Sein Ziel: Chersonissos auf Kreta. Nicht die erste Griechenland-Reise für die beiden. Sie kommen immer wieder, „weil es ein schönes, liebenswertes Land ist“ und weil „die Leute so freundlich sind“.
Aufregung umsonst? „Ja!“
Trotzdem beschäftigen den Franken Fragen. „Wie reagieren die Leute jetzt auf Deutsche?“ zum Beispiel. Ein wenig sorgt er sich auch um die Versorgung: „Wie steht es mit Benzin für den Mietwagen? Mit Verpflegung? Oder ist die ganze Aufregung umsonst?“
Die Frage kann Konstantinos Kokkas leicht beantworten. Ja, die Aufregung ist umsonst, niemand muss sich sorgen. Der Grieche arbeitet im Reisebüro Diadromes in Gostenhof, seit 35 Jahren verkauft er Reisen in seine alte Heimat. „Deutsche Touristen sind sehr willkommen“, sagt der Griechenlandexperte. Aber die „schlechte Propaganda“, die Kokkas in so manchem Boulevardblatt lesen muss, „ist Gift“.
Tatsächlich müssen sich Griechenland-Urlauber keine Gedanken um die Versorgung machen, „die Menschen leben vom Tourismus, da wird alles für Gäste getan“. Gerade auf den Inseln spürt man die Krise wenig. Deshalb sind die Reisen dorthin auch nicht weniger gefragt, sagt Konstantinos Kokkas, eher im Gegenteil. „Bei uns buchen viele echte Griechenland-Fans, die wollen erst recht wieder dorthin. Auch, um so zu unterstützen.“
Was die Griechenland-Krise für den Reisemarkt bedeutet, können die Büros noch nicht sagen. Dafür ist es zu früh. Sibylle Zeuch vom Deutschen ReiseVerband ist sicher, dass Urlaube an der Ägäis auch heuer großen Zuspruch finden. Das verraten ihr erste Zahlen. „Zu Beginn des Jahres verzeichneten wir einen zweistelligen prozentualen Zuwachs.“ Das passe zum Trend. Vergangenes Jahr sind 2,5 Millionen Deutsche nach Griechenland gereist, 2012 waren es zwei Millionen.
Damals aber war es die Griechenland-Krise, die für den Einbruch gesorgt hat. Und wenn nun wirklich die Pleite droht? Zeuch ist sicher: Urlauber müssen keine Angst haben. Auch nicht davor, dass die Preise für die Reisen steigen. Denn die sind „in den Katalogen veröffentlicht und nach wie vor gültig“, sagt Zeuch.
Beim Nürnberger Flughafen steht Griechenland ganz oben auf der Liste — allerdings vor allem, weil der die Reiseziele auf der Flughafen-Internetseite alphabetisch ordnet. Und da steht Athen weit vorne. Aber: „Griechenland ist ein sehr beliebtes Reiseziel“, sagt Airport-Sprecherin Stefanie Schmidts, nach Kreta oder Korfu.
Hauptsache sicher
Am Flughafen buchen an diesem Tag Robin und Sabrina aus dem Nürnberger Land, beide 27. Sie reisen an die Ägäis, allerdings in die Türkei. Warum nicht Hellas? „Weil wir dort letztes Jahr waren“, sagt Robin. Sie würden jederzeit wieder auf Kos urlauben. Athen dagegen wäre keine Option. „Wenn sich die Situation verschärft, dann in der Hauptstadt.“
Nürnberger haben Fragen, bestätigen die Reisebüros am Airport und in der Innenstadt. Und manchem darf man Griechenland nicht vorschlagen, „die reagieren da sogar sauer“, sagt einer. Den meisten aber genügt, dass sie im Land sicher sind.
Claudia Hack spart bei ihren Reisen Athen mitunter aus. Ihre Olymp-Reisen sind vor allem Gruppen-Touren, meist auf dem griechischen Festland. Während das Insel-Geschäft bei den Reisebüros läuft, merkt sie, dass nur „mäßig“ gebucht wird. Das liege aber am Fährunglück im Mittelmeer im Dezember. Fähren nutzen die Reisebusse oft. Der Unfall schrecke ab. Ob auch der Flugzeugabsturzes ein mulmiges Gefühl hinterlässt? Das wissen die Reisebüro-Mitarbeiter noch nicht.
Ansonsten aber gibt Claudia Hack Entwarnung: Sie steht in engem Kontakt zu griechischen Freunden „und da wird eher schon mal gescherzt als gestritten“. Konstantinos Kokkas stimmt zu. Ärger mit Deutschen? Gibt es nicht. Die Politik in seiner neuen Heimat aber kommt weniger gut weg. In Griechenland — und auch bei ihm.
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