"Magischer Platz": Nürnbergs Pellerhof erstrahlt wieder

13.7.2018, 16:39 Uhr

© Foto: Roland Fengler

Die Überschrift "Halbfinale" bezog sich jedoch nicht auf die Außenfassade des Pellerhauses, die Enderle ebenfalls gerne rekonstruieren würde, sondern auf weitere Arbeiten im Hof. "Vieles fehlt noch: Vorputz, Deckenverkleidung, Türen, Fußböden, Fenster, Installationen, Beleuchtung", zählte Steinmetz Harald Pollmann in seiner Rede auf. Dennoch zeige der Rohbau, dass die Kritiker der Rekonstruktion, die von einem "Disneyland" gesprochen hätten, falsch lagen – mit Hilfe der überlieferten genauen Dokumentation des Vorkriegszustandes sei es möglich gewesen, "die Hoffassaden als Zwilling des verlorenen Originals wiederherzustellen", führte Pollmann aus. So sei mit dem Hof "ein Kleinod" geschaffen worden, eine "bleibende Zierde" für die Stadt.

Auch Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) sprach von einem "magischen Platz". Zwar seien Architekten und Denkmalschützer skeptisch gegenüber Rekonstruktionen – aber es sei in den 1950er Jahren keine politische Entscheidung gewesen, den Hof nicht wiederherzustellen. "Damals hat schlicht das Geld gefehlt." Auch das vor zehn Jahren mit der Grundsteinlegung begonnene Vorhaben der Altstadtfreunde wäre nicht möglich gewesen ohne private Spender. Laut Pollmann kamen lediglich 12.000 Euro vom Freistaat, den Rest der investierten fünf Millionen Euro musste der Verein selbst zusammenbringen.

Enderle führte aus, dass 174 Personen auf der Stiftertafel verzeichnet sein werden, weil sie mehr als 5000 Euro gespendet hätten. Auch die Nürnberger Zeitung trug mit einer Serie, in der sie Steinspender vorstellte, zum Gelingen bei.

Zudem würdigten Enderle und Pollmann die Großspende der Familie Diehl als "Initialzündung" für das Projekt. Werner Diehl, Sohn des verstorbenen Ehrenbürgers Karl Diehl, gehörte denn auch beim Festakt ebenso zu den Gästen wie Wolfgang Merklein, ein Nachfahre des Bartholomäus Viatis, der einst das Pellerhaus erbauen ließ – für 40.000 Gulden, wie Viatis (in einer kleinen Einlage verkörpert vom Schauspieler Hannes Seebauer) selbst kundtat.

Was die Rekonstruktion der Vorder- und Rückfassade des Pellerhauses betrifft, so machte Vereinschef Enderle deutlich, dass er sich diese schon deshalb wünscht, weil der gegenwärtige Zustand Gäste abschrecke. Maly zeigte sich in dieser Frage skeptisch, wenngleich er durchaus einräumte, dass der Egidienplatz schöner gestaltet werden könnte. "Er hat mehr verdient."

Karl-Heinz Enderle möchte ein Experiment wagen: Er schlug vor, für einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen "eine Plane mit dem Bild des alten Hauses in der Größe eins zu eins" vor das Anwesen zu stellen. So könne man ausloten, wie die Bürger auf eine solche Rekonstruktion reagieren. "Sollten wir dann überwiegende Ablehnung ernten, werden wir alle Träume vom alten Pellerhaus begraben."

Am Samstag gibt es anlässlich des fertiggestellten Rohbaus von 11–17 Uhr eine Feier mit musikalischen Einlagen im Pellerhof (Egidienplatz 23).

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