Meinung & Hintergrund: Zu große Sprünge?

25.6.2015, 20:38 Uhr

Etliche Zoos in Deutschland sahen in der Haltung der Großen Tümmler auch eine willkommene Möglichkeit, mehr Publikum anzulocken. Auch Nürnberg zählte dazu. Zuletzt haben sich viele Einrichtungen von der Delfinhaltung verabschiedet, neben Nürnberg können die Säugetiere nur mehr in Duisburg beobachtet werden. Nürnberg ist noch dazu wegen seiner in Deutschland einzigartigen Lagunenlandschaft ein Sonderfall — und wohl deshalb zum Symbol für die Gegner der Delfinhaltung geworden.

Reißerische Mitteilung

Tierrechtsorganisationen wie das Wal- und Delfinschutzforum (WDSF) attackieren seit Jahren die Leitung am Schmausenbuck und wollen unbedingt die Schließung der Anlage erreichen. Das ist ihr gutes Recht. Bedenklich wird dieser Feldzug erst, wenn der Eindruck entsteht, dass mit unsauberen Mitteln gearbeitet wird.

Dies ist zumindest bei der jüngsten Attacke der Fall. Denn eine reißerische Pressemitteilung hinterlässt beim Leser den Eindruck, es handele sich um aktuelle Verstöße. Dabei stammen die meisten der vom WDSF angeprangerten Fälle aus dem Jahr 2012, noch dazu wurde die Verabreichung von Medikamenten vom Tiergarten eben nicht verschwiegen. Die Schlussfolgerung von WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller, Tiergarten-Direktor Dag Encke und Tierärztin Karin Baumgartner seien der „Lüge überführt“, schießt also deutlich übers Ziel hinaus.

Klärendes Gespräch

Auch die Behauptung, wonach die Aufsichtsbehörden den Tiergarten gewähren lassen, „ohne dass bisher Maßnahmen ergriffen oder vonseiten der Stadt Konsequenzen gegenüber den beiden Verantwortlichen gezogen worden sind“, ist Polemik pur.

Welche Konsequenzen hätten denn gezogen werden sollen, wenn kein gravierendes Fehlverhalten beanstandet wurde? Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) betont gegenüber unserer Zeitung, dass im Nachgang der amtlichen Kontrolle „ein klärendes Gespräch zwischen allen Beteiligten stattgefunden hat. Dabei hat sich herausgestellt, dass in der Kommunikation zwischen dem Tiergarten und dem LGL ein Missverständnis bezüglich des Einsatzes von Diazepam bestand.“

Es sei eben nicht so gewesen, wie vom WDSF behauptet, dass die über einen längeren Zeitraum erfolgte Gabe von Psychopharmaka an die Delfine Arnie und Joker verschwiegen worden sei. Nochmals: Die Delfinhaltung in Tiergärten zu kritisieren, ist absolut legitim. Doch dabei sollte das Gebot der Fairness nicht zugunsten des Schielens nach Schlagzeilen aufgegeben werden. Denn ein solches Vorgehen geht zulasten der Glaubwürdigkeit.

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