Messerattacke in Nürnberg: Aktenzeichen XY sucht Täter
22.8.2015, 06:00 UhrAm 7. Dezember 1995, kurz nach 16 Uhr, betrat ein vermeintlicher Kunde das Geschäft. Der Unbekannte gab sich gesprächig und erzählte, dass er geschieden, wiederverheiratet und Vater von zwei Kindern sei. Er nannte sogar den Namen seiner angeblichen Tochter, die „Jennifer“ heißen soll. Der Mann erklärte dem seinerzeit 54-jährigen Geschäftsmann, dass er ein Weihnachtsgeschenk suche. Im Laden interessierte er sich für Telefone und Anrufbeantworter.
Als die beiden durch das Geschäft gingen, zückte der Unbekannte unvermittelt ein Messer und stach auf den ahnungslosen Händler ein. Das Opfer brach zusammen und fiel zu Boden. In diesem Moment betrat ein anderer Kunde den Laden, der Verletzte bat ihn, die Polizei zu rufen. Kaum war der Zeuge wieder vor der Türe, setzte der Täter seine Attacken fort. Er schlug und stach auf den 54-Jährigen ein. Als Stichwaffe verwendete er ein Küchenmesser mit rotem Plastikgriff und einer 13 Zentimeter langen Klinge. Das Corpus Delicti brachte der Unbekannte mit. Er griff aber auch nach einem 34 Zentimeter langen Dolch (Klingenlänge 22 Zentimeter), der auf dem Verkaufstisch lag.
Nach dem grausamen Angriff gelang es dem Opfer, auf die Straße zu kriechen und Passanten auf sich aufmerksam zu machen. Die Ärzte im Krankenhaus konnten den 54-Jährigen mit einer Notoperation retten.
Messerstecher soll 30 bis 35 Jahre alt gewesen sein
Der Fall hat die Polizei vor Rätsel gestellt. Denn der Gewaltverbrecher hat von seinem Opfer nichts geraubt oder gefordert. Er hat auch sonst kein Motiv erkennen lassen. Die ungeklärte Tat ist so brutal, unlogisch und mysteriös gewesen, dass die Mordkommission 3 die bald 20 Jahre alten Akten Anfang des Jahres noch einmal aufschlug. Das MK 3 befasst sich mit ungelösten Fällen.
Die Ermittler erhofften sich brauchbare Hinweise vor allem zu dem erwähnten Namen „Jennifer“, einem leeren, grauen, 50 mal 70 Zentimeter großen Koffer aus Pappe, den der Täter zurückließ. Außerdem verlor der Unbekannte seine silberfarbene Panzerarmkette. Der Koffer ist innen mit grünem Stoff ausgeschlagen. Aufschluss über die Herkunft könnten auch zwei Aufkleber außen am Koffer geben. Die gelben Sticker mit schwarzem Symbol haben die Aufschrift „Helsingborgs Simsällskap“ — der Name eines schwedischen Schwimmvereins. Derzeit laufen auch noch Ermittlungen in Schweden mit Bezug zu diesem Schwimmverein.
Der Messerstecher soll zum Tatzeitpunkt vor bald 20 Jahren 30 bis 35 Jahre alt gewesen sein. Der Unbekannte war etwa 1,75 Meter groß und hatte kurze schwarze, nach hinten gekämmte Haare und einen mehrere Tage alten Bart. Er trug eine schwarze Jacke, ein helles T-Shirt und eine helle Hose. Die Polizei fertigte seinerzeit auch ein Phantombild des Täters an.
Fernsehbeitrag für Anfang 2016 geplant
Trotz der vielen Hinweise ist die Fahndung damals ins Stocken geraten. Gleiches gilt auch für den zweiten Ermittlungsanlauf. „Neue Erkenntnisse gibt es nicht“, sagt Polizeipressesprecher Peter Schnellinger. Die MK 3 hofft nun, dass die TV-Fahndung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ Licht ins Dunkel bringt. Die Sendung plant für Anfang 2016 einen Fernsehbeitrag.
Hinweise zur Tat nimmt der Kriminaldauerdienst unter der Rufnummer (09 11) 21 12 - 33 33 entgegen. Für Angaben, die zur Aufklärung der Straftat führen, hat das Bayerische Landeskriminalamt eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt.
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