Misshandelt: Labrador muss eingeschläfert werden

25.6.2013, 06:57 Uhr
Misshandelt: Labrador muss eingeschläfert werden

© oh

Eine aufmerksame Passantin entdeckte den, wie sie dachte, herrenlosen Hund, der in der Reinerzer Straße in Nürnberg-Langwasser auf dem Fußgängerweg lag. Das Tier wirkte orientierungslos und hatte scheinbar starke Schmerzen. Da sie Kontakte zum Tierschutzverein Lauf und Umgebung hatte, bat sie dort um Hilfe.

Der Labrador-Mix hatte massive Verletzungen verschiedenen Datums, so Vereinsvorsitzende Marlies Filler. Ein doppelter Hüftbruch, ein Vorderbeinbruch, die nie behandelt wurden und nicht richtig verheilt sind. Als Folge eines heftigen Schlags auf den Kopf war Nele blind. „Da das Tier starke Schmerzen hatte und die helfenden Operationen nur bei einem ausgewachsenen Hund hätten durchgeführt werden könnten, mussten wir sie einschläfern lassen“, bedauert Filler.

Übers Internet-Netzwerk Facebook ermittelte der Tierschutzverein die Vorbesitzer. Der Nürnberger gab an, sein älterer Hund hätte den Welpen aus dem Fenster geschmissen. Er brachte das verletzte Tier zu einem Kumpel, der es aber auch nicht wollte. Über Umwege landete Nele bei einer Nürnbergerin, die sie bei ihrem Gang zum Sozialdienst in der Reinerzer Straße zurückgelassen hatte. „Wir vermuten, dass Nele bei dieser Frau den heftigen Schlag auf den Kopf erhalten hat“, sagt Filler.

Der Tierschutzverein Lauf hat einen Zeugen und wird Strafanzeige gegen die beiden Nürnberger erstatten. „Es ist furchtbar, was man diesem Hundebaby in seinem kurzen Leben alles zugefügt hat.“ Schlimm sei, dass die Vorkommnisse nun als Sachbeschädigung geahndet werden, da ein Tier vor dem Gesetz immer noch als Sache behandelt wird.

Geschichten wie diese seien in einer Großstadt wie Nürnberg traurige Realität und leider keine Einzelfälle, kommentiert Heike Weber, Chefin des Nürnberger Tierheims. „Wir würden uns wünschen, dass die Besitzer zumindest so viel Verantwortungsgefühl zeigen, dass sie ihre Tiere bei uns abgeben.“ Sie wird fast täglich mit Fällen von schlechter Haltung konfrontiert.

Aus dem Fenster geworfen

Die Bandbreite bei Tiermisshandlungen ist groß. „Da wird ein Hund auf den Balkon gesperrt oder — wie im Vorjahr in der Südstadt — einfach im Affekt aus dem Fenster geworfen“, erzählt Weber. Der Hund überlebte den Sturz nicht, das Tierheim erstattete Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. „Obwohl das junge Paar die Tat offen zugegeben hat, haben wir bis heute keine Rückmeldung bekommen. Oft verlaufen solche Sachen einfach im Sand“, kritisiert Weber. Und mahnt: „Aber wir dürfen nicht wegsehen.“ Sie habe das Gefühl, dass die Fälle von Aggressionen gegen Hunde und Katzen zunehmen. Weber: „Ein Tier ist doch kein Punchingball, das geht gar nicht!“

Misshandelt: Labrador muss eingeschläfert werden

© U. Lang



Erst vergangene Woche sei in Nürnberg eine Perserkatze mit Katzenklo angeblich aus dem Fenster gefallen, berichtet sie. Passanten wurden auf die schwer verletzte Samtpfote aufmerksam, sie musste eingeschläfert werden. Auch unterlassene Hilfeleistung zählt als Tiermisshandlung. Wie jüngst im Fall von Lanos, einem Cavalier King Charles Spaniel. „Der Hund hatte kein Fell mehr und war übersät mit Pusteln, er hatte entzündete Ohren, geschwollene Pfoten und konnte nicht mehr laufen. Ein Bild des Grauens — trotzdem kam der Besitzer nicht auf die Idee, den Tierarzt aufzusuchen.“

Jetzt, drei Monate später, hat sich der Vierbeiner gut erholt und ist zur Vermittlung freigegeben. Da häufig auch Geldmangel dabei eine Rolle spielt, appelliert die Tierheimleiterin an Nürnberger Tiermediziner, sich zusammenzuschließen und ein Hilfsangebot mit speziellen Preisen auf die Beine zu stellen. Weber: „Wir haben die Tiertafel initiiert, die Nachfrage ist da — mehr können wir nicht leisten.“

23 Kommentare