Mit geballter Frauenpower durch das Schuljahr
15.10.2013, 00:00 UhrDie hölzerne Treppe knarrt unter vielen kleinen Füßen. Dutzende Mädchen stürmen um Punkt 15 Uhr aufgeregt in den ersten Stock des denkmalgeschützten Sandsteinhauses. Die Hausaufgabenhilfe ist vorbei. Der erste Internettag in diesem Schuljahr beginnt – im Verein „Mädchentreff“.
„Wir lernen was über Internet und was man da nicht machen darf“, sagt die achtjährige Sabina. Mit sieben anderen Schülerinnen sitzt sie um einen niedrigen Tisch. „Zum Beispiel, wenn da Gruselfilme laufen“, ergänzt Jessica eifrig, „da muss man schnell auf das X drücken.“ Jeden Donnerstag dürfen die Mädchen in der PC-Werkstatt im Internet surfen, spielen und chatten – natürlich unter Aufsicht. „Wir wollen, dass die Mädchen eine Internetkompetenz entwickeln“, sagt Christina Konrad. Die 30-jährige Sozialpädagogin ist eine von drei
Leiterinnen des Vereins. Sie fügt hinzu: „Außerdem bereiten wir sie auf mögliche Gefahren im Netz vor.“ Einmal im Monat findet ein Internettag unter der Aufsicht einer Fachkraft statt. Hier können die jungen Damen einen „Führerschein“ für das Surfen im Netz ablegen.
Bereits seit 28 Jahren greift der „Mädchentreff“ Schülerinnen aus St. Leonhard unter die Arme. Ab dem ersten Schuljahr können sie kommen. Mit Ausnahme der Hausaufgabenhilfe und dem dazugehörigen Imbiss ist alles kostenlos. „Nach dem Sozialbericht der Stadt ist unser Viertel mit am stärksten von Armut betroffen“, sagt Christina Konrad, „auch diese Personen wollen wir erreichen und sie unterstützen.“
Bis zu 40 Mädchen tummeln sich auf den zwei Etagen. In den vier Mehrzweckräumen ist viel geboten. Ob Bibliothek, Küche und Werkstatt im Erdgeschoss oder ein Computer- und ein Kursraum im Obergeschoss: Viele junge Damen beschäftigen sich hier. In den Herbstferien bietet der Verein einen Schreinerinnen-Kurs an. Christina Konrad: „Die Mädchen sollen ihren Horizont offen halten.“ Vor allem in beruflicher Hinsicht. Die jungen Damen haben keine Hemmungen, Werkzeuge in die Hand zu nehmen und sich auch mal richtig schmutzig zu machen, sagt die Sozialpädagogin. Das solle nicht verloren gehen. So ist eine ehemalige Besucherin des Vereins heute Schweißerin und die Hocker in der Werkstatt sind von Mädchenhand gezimmert.
Auch die elfjährige Iliana kommt regelmäßig. Durch eine Freundin hat sie von dem gemütlichen Haus in der Georgstraße 5 erfahren. Gebannt sitzt sie vor einem der Bildschirme und spielt. „Für viele Mädchen ist das wie ein zweites Zuhause“, sagt Christina Konrad. Zum internationalen Mädchentag am 11.Oktober gab es kein besonderes Programm. „Bei uns ist immer Mädchentag.“
Weitere Informationen unter (0911)6588193 oder im Internet unter www.maedchentreff.de
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