Mord und Bußgeld: Bilanz der Staatsanwaltschaft für 2016
4.4.2017, 19:40 UhrEgal ob im Straßenverkehr, bei Nachtschwärmern oder in zwischenmenschlichen Beziehungen: die Hemmschwelle, eine Straftat zu begehen, scheint zu sinken. Statt Konflikte mit Worten zu klären, fliegen offenbar immer häufiger die Fäuste.
So mussten die 43 Staatsanwältinnen und 35 Staatsanwälte der Nürnberger Behörde im vergangenen Jahr elf Prozent mehr Verfahren wegen Körperverletzungen bearbeiten. Aber auch Mord, Totschlag und versuchte Tötungsdelikte nahmen zu: von 53 auf 77 Verfahren. Diese führten zu 20 Anklageerhebungen vor dem Schwurgericht, im Vorjahr waren es noch 13 Anklagen.
Die hohe Zahl rühre vor allem daher, dass im hiesigen Gerichtsbezirk Tritte gegen den Kopf und Oberkörper konsequent als versuchtes Tötungsdelikt verfolgt werden, so Behördenleiter Walter Kimmel. Gerichtsmediziner warnen vor der Gefährlichkeit solcher Angriffe.
Mehr Arbeit fiel auch für die auf Jugendkriminalität spezialisierten Staatsanwälte an: Ihnen flatterten vor allem mehr Ermittlungsverfahren wegen Drogen auf den Tisch. Das liege aber auch daran, dass die Polizei mehr kontrolliere, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Walter Kimmel. Insgesamt gingen bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth im vergangenen Jahr 71.977 neue Ermittlungsverfahren ein.
Nicht alle enden in einem Gerichtsverfahren: Nur etwa ein Viertel der Akten wird mit einem Urteil oder einem Strafbefehl zugemacht. Bei einem weiteren Viertel haben Ermittlungen keinen Erfolg, bei 17 weiteren Prozent ist die Schuld so gering, dass man die Verfahren zum Beispiel gegen eine Geld- oder Arbeitsauflage einstellt.
Der Rest der Verfahren wird auf anderem Wege, etwa über Bußgelder der Verwaltung erledigt. Rund 916.000 Euro nahm die Justiz 2016 durch Geldauflagen ein. Das sind rund 40 Prozent mehr als noch 2015 (664.000 Euro). Der größte Anteil davon, 137.000 Euro, floss in die Landesjustizkasse. Der Rest ging an rund 130 gemeinnützige Organisationen, etwa den Weißen Ring, Ärzte ohne Grenzen, die SOS-Kinderdörfer oder die Gefangenenfürsorge.
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