Nach Fackelmarsch: Integrationsrat zeigt Neonazi-Gruppe an

mh, dpa

1.3.2019, 15:14 Uhr
Nach dem Fackelmarsch von Rechtsextremisten lehnt Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) einen Zaun um das ehemalige Reichsparteitagsgelände ab.

© Daniel Karmann, dpa Nach dem Fackelmarsch von Rechtsextremisten lehnt Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) einen Zaun um das ehemalige Reichsparteitagsgelände ab.

In einem Schreiben ersucht Dimitrios Krikelis, der Vorsitzende des Integrationsrates, die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, den "Sachverhalt auf Straftaten jedweder Art" zu überprüfen. Denkbar seien die Tatbestände "Volksverhetzung" und "Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen".

Der Vorbeizug an den Gemeinschaftsunterkünften für Asybewerber in den Grundig-Türmen könnte aber auch als Bedrohung und versuchte Nötigung eingestuft werden. Denn es sei deutlich Sinn und Zweck des Aufmarsches gewesen, "die Asylbewerber in Angst und Schrecken zu versetzen und sie daran zu hindern, ins Freie zu kommen".


Nach Nazi-Aufmarsch: Jetzt spricht das Bündnis Nazistopp


Unterdessen hat es Oberbürgermeister Ulrich Maly abgelehnt, das ehemalige Reichsparteitagsgelände mit einem Zaun zu sichern. Auch eine Videoüberwachung oder der Einsatz eines Sicherheitsdienstes seien für ihn keine Lösungen, betonte der Oberbürgermeister. "Ein Zaun ist dann die Einladung dazu, die Mystifizierung des Geländes als ikonischen Ort der NS-Zeit erst recht zu befördern", so Maly gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Er wolle das Geschehen nicht klein reden. Allerdings seien an dem Fackelmarsch 18 amtsbekannte Neonazis beteiligt gewesen. Dagegen stünden pro Jahr 237.000 Besucher, die sich friedlich mit den Gräueln der NS-Herrschaft auseinandersetzten, sagte Maly.  

Auch die Polizei dürfe Fehler machen, sagte Maly zu dem "unglücklich gelaufenen" Polizeieinsatz von vergangenem Samstag, als sich die Gruppe von Neonazis nach einer Demonstration an einer Flüchtlingsunterkunft zunächst zurückgezogen hatte, sich dann aber neu sammelte und unbehelligt mit brennenden Fackeln zu dem benachbarten Reichsparteitagsgelände zog. Dort posierten sie auch auf der Zeppelintribüne, von der in den 1930er Jahren Adolf Hitler gesprochen hatte. Die Polizei räumte ein, das Geschehen nicht ausreichend erkannt zu haben. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte angeregt, den Zugang zu der Tribüne zu beschränken. Die Stadt arbeitet derzeit an einem Konzept, um den Ort als Mahnmal zu erhalten.

18 Kommentare