Nach "Risikospiel" des FCN: Polizei zieht positive Bilanz

29.10.2018, 05:58 Uhr
Eine ideale Übersicht haben die Polizisten auf dem Block 24. Unter ihnen tobt der harte Kern der Eintracht-Fans. Rund 4000 Gäste aus Hessen sind am Sonntag angereist. Mit U-Bahn-Sonderzügen kamen sie zum Stadion.

© Alexander Brock Eine ideale Übersicht haben die Polizisten auf dem Block 24. Unter ihnen tobt der harte Kern der Eintracht-Fans. Rund 4000 Gäste aus Hessen sind am Sonntag angereist. Mit U-Bahn-Sonderzügen kamen sie zum Stadion.

Auf dem Twitter-Kanal der mittelfränkischen Polizei werden die Gästefans vormittags überschwänglich empfangen: "Wir begrüßen alle Fußballfans. Wir sind schon vor Ort und wünschen allen einen schönen Fußballnachmittag in Nürnberg."

Um kurz nach 11 Uhr nimmt die Spannung im Hauptbahnhof zu, der erste Zug aus Frankfurt mit Problemfans soll gleich ankommen. Der Mittelgang ist abgeriegelt. Mehrere Grüppchen von Bereitschaftspolizisten stehen an Sperrgittern, im Gang und oben an den Gleisen. Beamte empfehlen Reisenden, den Mittelgang zu meiden und die Ausgänge im Osten oder im Westen zu nutzen. Unter Beobachtung steht Gleis 14. Hier kommt der Zug mit Problem-Fans an.

Die Polizei unterscheidet zwischen drei Fan-Gruppen: Diejenigen, die nur Spaß am Fußball haben. Dann kommen die Ultras. "Sie können eine Neigung zu Gewalt haben", erklärt Polizeirat Thomas Lachmann. Besonderes Augenmerk richten die Sicherheitsleute aber auf Hooligans. "Sie wollen sich zum Schlägern treffen, nutzen Gelegenheiten, um Randale zu machen." Schwarz ist ihre Kleidungsfarbe, sie tragen keine Fan-Utensilien, höchstens einen kleinen Anstecker ihres Vereins. "So versuchen sie ihre Identifizierbarkeit zu erschweren", sagt Polizeisprecher Michael Petzold. Es kommt anders. Die Fans machen keinen Stress, sprechen Polizeibeamte an, geben ihnen die Hand und verwickeln sie freundlich in eher belanglose Gespräche. Man versteht sich.


1:1! Eintracht schockt den Club in letzter Sekunde


Vor den vier Rolltreppen, die hinab zur U-Bahn-Linie 1 führen, heißt es für die Fans Stopp. Einige Minuten müssen sie hier ausharren, bis das "Go" kommt. Unten am Bahnsteig wartet man auf den ersten der beiden VAG-Sonderzüge. Als der kommt, lösen die Polizisten oben die Sperre und gehen auf den Rolltreppen voran. Dahinter: die Fans, manche schon etwas ungeduldig, einige rauchen, obwohl es verboten ist. "Das gehört auch zur Deeskalation, dass wir nicht wegen jeder Zigarette gleich einschreiten", sagt Lachmann.

600 Menschen passen in einen Zug. Nicht alle haben Platz. "Bitte zurück bleiben. Ein zweiter Sonderzug kommt gleich", heißt es über Lautsprecher. Die Züge rollen durch die Stationen ohne zu halten. In der Regel stoppen sie am U-Bahn-Halt "Messe". Doch dieses Mal fahren sie weiter. Für die Frankfurt-Fans ist in Langwasser Nord Endstation. "Am Wochenende hat in der Messe die Consumenta begonnen. Wir wollen nicht, dass Messegäste und Fans sich vermengen", so Petzold. Der Tross marschiert mit Polizeibegleitung durch den Dauerregen in Richtung Stadion. An der Ecke Karl-Schönleben-Straße/Große Straße sitzen zwei Beamte der Reiterstaffel auf ihren Walachen. Kameras und Handys werden auf sie gerichtet.

Es bleibt ruhig, bis ein Ordner der Messe auf Polizisten zugeht. Er will Club-Fans beobachtet haben, die "wie wild telefonierten" und sich mit anderen abgestimmt haben sollen. Ist ein Überfall von Gegnern geplant? Ein Polizist dankt für den Hinweis, der weitergegeben werde. Es passiert aber nichts. Möglicherweise hat man es sich angesichts der vielen Sicherheitskräfte doch anders überlegt.

Die rund 4000 Fans aus Hessen verteilen sich auf die Gästeblocks im Südosten des Stadions. Rund 42.000 Besucher kommen insgesamt. Vor dem Anpfiff gibt’s noch ein "Kurvengespräch". Mit dabei sind Polizei, Fanbeauftragte, Vertreter der Fanprojekte, des Fußballverbandes, des Sicherheitsdienstes und des Roten Kreuzes. "Wir klären das Stimmungsbild ab. Gibt es Probleme? Wie war die Anreise? Gab’s Randale?, erklärt Lachmann. Die Zuständigen sind guter Dinge.

Kinder im Problem-Block

Auf dem Block 24 haben sich Polizisten postiert. Sie können auf die Frankfurter Fans in Block 25 runtergucken. Glücklicherweise zündet niemand im Stadion Pyrotechnik — es bleibt so bis zum Ende des Spiels und danach. Kein Verständnis hat man aber dafür, dass Eltern ihre kleinen Kinder in überfüllte Blocks mit harten Fan-Gruppen mitnehmen. Petzold: "Das ist doch viel zu laut. Was ist, wenn jemand Pyrotechnik zündet?"

Nach dem Spiel stehen wieder Sonderzüge für die Eintracht-Fans bereit. Einziger Vorfall: Eine Stunde nach Spielende verschaffen sich 37 Personen widerrechtlichen Zugang auf ein Gelände an der Regensburger Straße. Einsatzkräfte passten die Gruppe ab und stellten Personalien fest. Insgesamt zog die Polizei aber ein positives Fazit. Petzold: "Die strikte Fan-Trennung hat sich bewährt."

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