Neues Hüftgelenk: Erler-Klinik siegt beim NZ-Klinikcheck
19.5.2018, 05:01 UhrGesundheitswissenschaftler der Uni Erlangen-Nürnberg haben das Ranking aus öffentlich zugänglichen Daten der Kliniken zur gesetzlichen Qualitätsmessung und den AOK-Routinedaten (Abrechnungsdaten) erstellt.
Sie verrechneten dafür systematisch öffentlich verfügbare Daten aus den Krankenhäusern und von den Krankenkassen. Davon existiert mittlerweile eine wahre Fülle. Doch ohne Auswertung haben diese Zahlen kaum Aussagekraft. Nicht nur ältere Menschen ohne Internetkenntnisse, selbst Fachleute konnten sich lange kein Bild von der Qualität eines Krankenhauses machen. Mit dem NZ-Klinikcheck hat sich dies geändert. Er bietet seit 2016 Orientierung und geht in diesem Jahr in seine dritte Runde.
Für die zweite Folge im NZ-Klinikcheck 2018 wurden 37 Kliniken unter die Lupe genommen, die die Implantation eines neuen Hüftgelenks bei Arthrose vornehmen. Gesamtsieger wurde die Nürnberger Erler-Klinik (die GoogleMap-Karte unten zeigt alle gerankten Häuser). Auf dem zweiten Platz folgte das Klinikum Neumarkt, auf dem dritten Platz die Klinik Bad Windsheim.
200.000 Hüft-OPs
Die Hüft-OP zählt zu den Top Ten der Operationen in Deutschland. Rund 200.000 Eingriffe werden jährlich vorgenommen. In die Erfolgsbewertung floss beispielsweise ein, ob es Komplikationen beim Einsatz der Gelenkprothese gab und wie die Beweglichkeit des Patienten mit dem Hüftgelenk am Ende des Krankenhausaufenthalts ist. Auch die Prophylaxe vor Wundinfektionen und multiresistenten Keimen spielte eine wichtige Rolle.
Neben medizinischen Kriterien beruht der Klinikvergleich zum kleineren Teil auch auf Umfragen zur Patientenzufriedenheit. In der Printausgabe der Nürnberger Zeitung geben Experten des Endoprothetik-Zentrums an der Erler-Klinik Tipps für Patienten, worauf es bei der Hüft-Operation (dieser Link führt zu einer Info-Grafik mit Fakten und Zahlen zum Thema) ankommt und wie sie sich nach dem Eingriff verhalten sollten. Eine Patientin berichtet, wie sie sich vor dem Eingriff gefühlt hat und wie gut sie fünf Wochen nach der Operation mit ihrer neuen Hüfte lebt: Ruth Decker hatte zuvor ein dauerndes Stechen in der Leiste und zudem Rückenschmerzen. "Durch die Hüftprobleme bin ich ganz krumm gelaufen: hinkend, gebeugt, zusammengezogen. Ich hatte gar keine große Lebensqualität mehr", sagt sie. "Das ist jetzt ganz anders. Ich laufe aufrecht, und auch die Schmerzen im Lendenbereich sind weg."
Versorgungsqualität anheben
"Ziel unserer Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region insgesamt anzuheben", erklärt PD Dr. Martin Emmert, der verantwortliche Wissenschaftler am Nürnberger Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement. In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten. Im NZ-Klinikcheck schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."
Von Häusern in den Kategorien 3 und 4 ist keineswegs allgemein abzuraten. Für ihre etwas schlechteren Ergebnisse im regionalen Vergleich sind teilweise geringe Unterschiede ausschlaggebend. Obwohl das Ranking zur Krankenhauswahl beitragen könne, dürfe es nicht die einzige Informationsquelle sein, rät Martin Emmert. "Es ist natürlich weiterhin wichtig, dass Patienten mit ihrem Arzt darüber sprechen und gemeinsam entscheiden."
Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck finden Sie hier.
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